Allgemein · Wandern

Mein Mammutmarsch 2017

Wie es dazu kam

Wie selbstverständlich meldete ich mich nach meinen beiden im letzen Jahr erfolgreich absolvierten 100km Märschen (Mammutmarsch 2016 & Ostseeweg) auch für den diesjährigen Mammutmarsch an – schließlich wollte ich die Strecke nun einmal komplett erleben.

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Das Training

Auch trainingsmäßig begann ich vorbildlich im Januar bei der PolarnachtVon Eis und Glätte verunsichert mussten erst die Frühlingsmonate kommen, ehe ich mich wieder an längere Strecken wagte. Schnell merkte ich allerdings, dass meine Motivation dieses Jahr etwas weniger stark ausgeprägt war. Bei fast allen Märschen freute ich mich erst ganz extrem über meine tollen Earn Your Bacons – ab spätestens 30km wenn die Beine begannen wehzutun, überlegte ich mir jedoch fast immer Fluchtmöglichkeiten – mindestens 3 Trainingswanderungen beendete ich vorzeitig. Irgendwie fehlte es mir an Motivation – das Ziel, die 100km zu schaffen war kein Neues mehr und gleichzeitig wirkte es unerreichbarer denn je. Drei Wochen vor dem Mammutmarsch absolvierte ich zusammen mit Tim mein letztes Training. Auch da erlitt ich mein absolutes Motivationstief bei 30km – dann aber recht aufmunternde weitere 30 km – lediglich die letzten 5 waren eine kleine Qual. Auch da wieder große Unsicherheit, wie ich nur im Leben noch 35 km mehr würde wandern können. 2 Wochen vorm Marsch nahm ich noch am Big25 teil und rannte (mehr oder weniger) meine letzten Trainingskilometer.

Trainings:

  • 50 km Polarnacht
  • 30 km Hohenschönhausen
  • 50 km Teltow
  • 42 km Nachtwanderung
  • 53 km Wannsee – oder wo das war!?
  • 36 km Turmdiplom
  • 65 km Mauerweg

= 316 km 

Die Tage davor

Die Tage vor dem Marsch war dann absolute Schonung angesagt – naja zumindest ging ich weder joggen noch längere Strecken zu Fuß, aß so viel ich konnte und hoffte auf halbwegs schlafreiche Nächte. Am Freitag, dem Vortag des Marsches hatte ich glücklicherweise frei und machte neben einer ganz kleinen Fahrradtour – nichts weiter, außer mich zum gemeinsamen letzten großen Mahl mit der Wandergruppe zu treffen – ich aß ein großes Schnitzel und war doch sehr angespannt. Eigentlich wollte ich lieber nach Hause. Gegen 22 Uhr setzte ich dieses Verlangen in die Tat um – und schlief wenig später und viel früher als geplant erschöpft ein. Um 1.30 Uhr in der Nacht wachte ich auf. Super. Wenn es das jetzt schlafmäßig gewesen war – kann ich die 100km vergessen dachte ich. Ich spielte ein Stündchen an meinem Handy herum und schaffte es tatsächlich noch einmal einzuschlafen. Gegen 8 war dann an schlafen nicht mehr zu denken, das jedoch war für mich schon eine äußert positive Bilanz. Gemütlich frühstückten Tim und ich Kuchen und Pancakes ( ja ich weiß ich bin Profi in ausgewogener Sportlerernährung). Mein Gepäck legte ich einmal komplett auf dem Boden vor mir aus und überlegte, was davon nun überflüßig sei.

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Am Ende wanderte eine Batterie, der Sonnenschutz, ein T Shirt und der Regenmantel (hoffentlich werde ich nun nicht im Nachhinein noch disqualifiziert) aus meinem Rucksack. Die Glasflasche mit der Mate, auf die ich auf keinen Fall verzichten wollte, vergaß ich praktischerweise im Kühlschrank. Gegen 13.30 verließen wir frohen Mutes das Haus – sofort panisch – da es unschlagbar warm war und wir uns ansatzweise vorstellen konnten, wie extrem das am nächsten Tag werden würde.

Ankunft in Erkner und Start

Am Bahnhof in Erkner trafen wir direkt einige Wanderbuddys und trotteten gemeinsam die Meter zum Sportplatz. Dort waren schon die meisten bekannten Wandergesichter vertreten – alle saßen wir noch gemütlich im Schatten – ich war vollkommen aufgedreht. Noch mal zur Toilette – Gruppenfoto – Nummern austauschen – falls was passiert und dann ging es endlich los. Ich tönte noch groß, dass ich auf jeden Fall baden gehen würde und sei es eben bei km 98 – ich hatte ja nicht ohne Grund meinen Bikini drunter. In der milden Nachmittagssonne trottete unsere (vierte) Startgruppe gen Müggelsee. Dieser war an diesem warmen Wochenende im Gegensatz zum letzten Jahr viel besucht und wir mussten immer wieder mal sehr schnell fahrenden Fahrradfahrern ausweichen. Ohnehin sind die ersten Kilometer immer etwas anstrengend, da die Wanderer noch so dicht voreinander laufen und man sich beinahe in die Hacken tritt.

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Im Vorhinein haben Einige gesagt, sie wollen sich gern unserem kleinen Grüppchen anschließen – damit sie nicht allein im Wald enden – ich war da stets etwas zögerlich. Sicherlich freue ich mich über die nette Begleitung – gleichzeitig bin ich (pessimistischer) Realist und weiß, das jeder eben anders schnell geht und jeder unterschiedlich lange Pausen braucht. Von Anfang bis Ende mit der gleichen Gruppe zu laufen ist daher oft kaum planbar und meine Devise war sowieso – „im Zweifelsfall laufe ich mit Tim”. Dennoch klappte es anfangs noch, dass ich mit Sascha, Basti und Joel in meiner Nähe lief, doch noch vor dem ersten Verpflegungspunkt zogen sie von Dannen. Für mich war von vornherein klar, dass ich nicht schneller laufen würde, als es meine Beine mir vorgaben – von daher ließ ich sie ziehen, traf auf dem Weg allerdings Janine und Steve und Sonja immer mal wieder. So kamen wir auch zusammen im Strandbad Müggelsee an.

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Der erste Verpflegungspunkt – 16 km

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Bei bestem Sonnenschein holten wir uns zügig Bananen, Müsli-Riegel und Milchbrötchen – nutzten die sanitären Anlagen und schon ging es weiter. Bisher verging die Zeit wie im Fluge und ich amüsierte mich prächtig. Was mir ebenfalls positiv auffiel, war die Tatsache, dass es wesentlich später dunkel wurde als im Vorjahr (da 2 Wochen später) – damals war bereits auf der Staubstrecke des Verderbens entlang der S-Bahntrasse die Sonne untergegangen – dieses Mal dauerte das noch eine ganze Weile länger. So langsam ging es in den Wald und die ersten Mücken ließen sich blicken. Noch war ich hoffnungsvoll, dass diese mit mir nichts zu tun haben wollen. Und auch insgesamt lief alles optimal – sowohl Tim als auch ich hatten das Gefühl, dass wir gerade einen “Lauf” hatten und entschlossen uns daher doch nicht wie geplant bei 30 km die nächste Pause einzulegen sondern solange wir uns noch so gut fühlten, einfach weiterzugehen.

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Ohne Stirnlampe geht gar nix

Der zweite Verpflegungspunkt – 44 km

Als es stockduster war und langsam etwas kälter wurde, wechselte ich von kurzen auf lange Hosen und weiter ging es. Bei dem zweiten Verpflegungspunkt bei km 44 angekommen waren wir dann doch ein erstes Mal ziemlich pausenbedürftig. Die Füße taten bereits weh und eine leichte Ahnung bezüglich der noch kommenden Strapazen kündigte sich an. Bei der Verpflegungsstation trafen wir so ziemlich alle bekannten Mitwanderer – die einen gingen bereits wieder los, als wir ankamen, die anderen trafen erst ein, als wir nach langer Pause wieder gingen. Der Kaffee den es dort gab, war Gold Wert und so lüfteten wir die Füße, tranken und aßen etwas und zogen ca. 30 Minuten später weiter. Mein schreckliches Kurzzeitgedächtnis blendet leider aus, ob wir dies in Begleitung taten.

Nun wurde es immer nur noch härter – aber immerhin – ab sofort wurden die Abstände zum nächsten Verpflegungspunkt kleiner. Der nächste sollte “nur” 15 km später auf uns warten. Bei Nacht wandert es sich ja sowieso schneller. Da wir nun mehr auf uns gestellt waren, kam ich tatsächlich in die für mich etwas nervige Situation, selbst navigieren zu müssen. Dies klappte mit kommod meist ganz gut, nur an einer Gabelung verliefen wir uns kurz – wie ich später jedoch hörte, waren wir da bei weitem nicht die Einzigen. Glücklicherweise ging die Sonne nicht nur spät unter sondern auch sehr früh wieder auf, also motivierte ich mich stets damit, dass beim nächsten Verpflegungspunkt schon der Sonnenaufgang auf uns wartete.

Der dritte Verpflegungspunkt – 59 km

Nur noch vereinzelt trafen wir andere Wanderer – Tim begann Podcasts zu hören – ich genoss zuerst die Ruhe und ließ die Gedanken schweifen – eine Stunde später hörte auch ich in ein paar Podcasts rein. Ich hörte beispielsweise einen Russisch-Lern-Podcast – das muss schon witzig geklungen haben, wie ich da laut, mitten in der Nacht die Vokabeln für die verschiedenen Saft-Arten vor mich hersagte. Gegen 5 Uhr kamen wir endlich am dritten Verpflegungspunkt bei 59 km an, die Kilometer hingen uns schon merklich in den Knochen – Tim hatte Knie und ich eher Fuß sowie beginnend Rücken. Beinahe liefen wir vorbei – der Kameramann der am Pfad zum Verpflegungspunkt stand ließ uns ohne Worte weiterlaufen – erst Minuten später, als wir verwirrt auf die Karte blickten fiel ihm auf uns zu sagen, dass wir da wo er stand zum VP hätten abbiegen müssen. Aber nun waren wir erstmal glücklich angekommen zu sein. Wir trafen wieder einige bekannte Gesichter – alle etwas lädiert – die meisten noch motiviert. An diesem Punkt wurde es wirklich schwer. Ich wollte nur noch sitzen – allein der Gedanke noch mal kurz aufstehen zu müssen, um zur Toilette zu kommen – reinste Qual.

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3. Verpflegungspunkt

Normalerweise wandere ich stets nach dem Motto – eine Blase die du nicht gesehen hast, tut auch nicht weh. Leider hatte ich eines dieser Exemplare, welches sich nicht mehr ignorieren ließ – also nahm ich das Experiment in Angriff und ja siehe da – ein besonders großes Exemplar hatte sich zwischen zwei Zehen ein großes Penthouse gebaut. Zum Glück hatte Tim sein Taschenmesser dabei und so erstach ich das Ding UND… spritze dabei den armen Taschenmesserspender mit Blasenflüßigkeit voll. Die Pause zog sich und wir saßen etwas zu lang auf der so gemütlich scheinenden Bank – ich zitterte bereits und nach ca. einer Stunde gingen wir endlich weiter. Wenn da noch von gehen die Rede sein kann. Es brauchte sicherlich 20 – 30 Minuten, bis wir wieder halbwegs rund gingen und nicht mehr aussahen, als hätten wir soeben einen Bandscheibenvorfall erlitten. Tim wurde zunehmend griesgrämiger – war dennoch motiviert – ich fühlte mich durch die aufgehende Sonne noch eine ganze Weile beflügelt – es war einfach zu schön, um sich wegen des miesen Kopfsteinpflasters ärgern zu lassen.

 

Conny – die mich auch schon im vergangenen Jahr auf den letzten 40 Kilometern tatkräftig unterstützt hatte, hatte sich auch schon gemeldet – sie war bereits auf dem Weg. Landschaftlich wurde es auch immer schöner – viele kleine Seen und Tümpel – und viele kleine Seen und Tümpel bedeutete zeitgleich auch viele kleine und große Mücken. Bei jeder Pinkelpause musste man sich mit Händen und Füßen gegen die kriegerischen Biester verteidigen. Sieg – aussichtslos.

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Tim wurde immer ruhiger und fand meine (definitiv komischen) Witze nicht mehr lustig. Wo in der Nacht noch Optimismus war – war nun beinahe ninaischer pessimistischer Realismus. “Beim nächsten Verpflegungspunkt steige ich aus” sagte er. Ich war hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich es so gern mit ihm zusammen schaffen, ihn weiter motivieren und irgendwie ins Ziel kriegen – gleichzeitig wollte ich aber auch nicht riskieren, dass er umkippte oder sich anderweitige Verletzungen zuzog. An einer Lichtung liefen wir Olaf über den Weg, der auch mit seinen Beinen haderte – wir verabredeten uns für wenige Minuten später, wo wir Pause machen würden.

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Bei 69km kam die sehnlichst erwartete Conny um die Ecke. Ich hatte gerade wieder in die kurze Hose gewechselt – da es bereits früh am Morgen sehr sehr warm war. Frisch und erholt (so frisch und erholt, wie man sein kann, wenn man um 4 Uhr morgens aufstehen muss) – versorgte Conny mich mit Sonnencreme – kalter Cola aus der Thermoskanne und einem Basecap (welches ich kurz vorm Ziel aufsetzte, damit Mama sich nicht sorgte 😉 ). Auch Olaf kam wie geplant nach und wir zogen zu viert weiter, bis Olaf im eigenen Tempo weiterzog. Bald wurde klar, dass Tim wirklich aussteigen würde, wir informierten uns, von wo und wie er wieder nach Hause kommen würde. Bis zum Verpflegungspunkt bei 74km würde er noch durchhalten müssen – so dachten wir, als plötzlich bei km 72/73 ein Bus mit der Aufschrift “Mammutmarsch” auf uns zu fuhr. “Tim – du kannst den Bus anhalten – er wird dich mitnehmen” – sagte ich. Gesagt getan – Tim fackelte nicht lange und wir winkten den Bus heran. Wenige Sekunden später war er verschwunden.

Der vierte Verpflegungspunkt – 74 km

Da waren es nur noch Conny und ich – und der etwas witzige Wanderer, der sich per Telefon von seiner Freundin navigieren ließ, was dazu führte, dass wir ihn ständig vom Falschlaufen bewahren mussten. Am vierten und letzten Verpflegungspunkt angekommen, war meine Laune gut, die Füße, der Rücken, die Knie, eigentlich alles schmerzte, aber ich wusste, ich würde es schaffen. Die Galgenhumor-Phase begann – man zeigte sich gegenseitig seine Wunden und lachte. Dieses Mal wollte ich nicht so lange pausieren – etwas trinken – Toilette und weiter gings. Tollerweise wurde auf Grund der sehr heißen Temperaturen ein zusätzlicher Zwischenstopp von den Mammutmarsch-Organisatoren organisiert (was sollen Organisatoren auch sonst machen?) – bei km 84 wie man uns mitteilte. Dies sollte mein nächster Meilenstein werden. So gut gelaunt, wie ich beim vierten Verpflegungspunkt war, so mies war meine Stimmung wenige Kilometer später.

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Der Wasser-Stop – 84 km

Gefühlt mussten wir mehrere Mount Everests überqueren, ehe wir auch nur ansatzweise bei diesem verfluchten nächsten Meilenstein waren. Zuvor hatte ich Conny gebeten, dass sie mich stets, wenn ich sage ich kann nicht mehr, ich will eine Pause machen, noch weiter überreden solle, noch 1-2km zu gehen. Ich verfluchte mich für diese Idee. Ich will ne Pause. Irgendwie schafften wir es dann zum Wasser-Stop – ein kleiner Transporter – ein bisschen Wasser und Schatten – das Paradies – ich wollte so gern für immer dort bleiben. Auch trafen wir an diesem Punkt drei sehr witzige Mammut-Bestreiter – die ebenfalls in der Galgenhumor-Phase zu sein schienen – zum Lachen reichte die Energie noch.

 

“Nur noch 16 km” könnte man nun denken – “höllische, schreckliche, wahnsinnige, unendliche 16.0000000 km” – dachte ich. Sobald wir weiterliefen, wollte ich eigentlich schon wieder Pause machen. Irgendjemand hatte uns erzählt, dass es bei km 90 noch eine JET-Tankstelle geben solle, diese stellte mein nächstes Etappenziel dar. Nur 6km haha das ist ja gelacht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wütend und übellaunig ich wurde, als die Tankstelle noch und noch nicht in Sicht war. Wir wurden verarscht, aufs Übelste belogen und betrogen. Bei 30 Grad und ohne Schatten stapften wir einen nicht enden wollenden Betonweg entlang. Mittlerweile hatte ich die Tankstelle gegooglet und wusste, dass noch weitere 2km zurückgelegt werden mussten, bis wir da waren.

Die JET-Tankstelle – 92 km

Ein weiterer Mammutmarschler schloss sich uns an, er wirkte noch wesentlich fitter – als ich – wollte aber nicht alleine ins Ziel. Ziel – von Ziel konnte hier noch keine Rede sein. Wäre ein Bekannter im Auto vorbeigekommen ich wäre eingestiegen. Ich hatte gar keinen Bock mehr. Immerhin kam irgendwann diese verfluchte Tankstelle. Ich setzte mich auf den Boden und wartete, bis Conny mir ein Eis kaufte. Conny hatte allgemein Superkräfte. Sie redete mit mir und erzählte und beschäftigte mich stundenlang. Irgendwann zwischendrin ich hatte gerade soetwas wie “ja auf jeden Fall” gesagt – merkte ich an, dass ich eigentlich nicht mal ansatzweise zugehört hatte. Immer wieder liefen wir auch Martin aus unserer Wandergruppe über den Weg – er überholte uns, wir überholten ihn. In voller Montur war er ebenso wie wir auf der Zielgeraden der letzten 10km. Auch nach der Tankstellenpause war mein Frust-Level groß.

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Bei JET

Ich wollte einfach nicht mehr. Das ganze macht keinen Spaß, das ist nur dumm und Zeitverschwendung oben drein – bei km 98 baden gehen? Keinen Schritt werde ich weiter gehen als notwendig. Nochmals eine kurze Pause – doch dann erwachte der Wahnsinn in mir – wir müssen weiter – ich will ja schließlich noch vor Martin ins Ziel. Am Wegesrand trafen wir ein Paar, dass wir von Anfang an immer wieder gesehen hatten. Sie spornten ihren Sohn an, so erklärten sie uns schon am Müggelsee. Mit dem Fahrrad und Schlafsack und Isomatte bewaffnet fuhren sie ihm hinterher und warteten immer wieder auf ihn. So langsam war das Ziel wirklich greifbar, obgleich es immer noch Jahrhunderte entfernt schien.

Das Ziel – 100 km

Wir erreichten das Ortseingangsschild von Gusow, doch ich kannte die harte Realität, das Ziel war weitere 2-3km entfernt.

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Conny wurde kreativ und führte mich wie bei einer Sightseeing-Tour durch das Weltkulturerbe Gusow (vielleicht ja irgendwann in vielen Jahrhunderten) – noch 5 mal abbiegen – einmal um die Ecke und dann kam sie, die so lange ersehnte Zielgerade. Eine recht lange Zielgerade. “Wo kommt denn jetzt endlich das Ziel?” Und dann sah ich es: ein kleines Banner mit der Aufschrift Ziel, meine Mama am Wegesrand und schon war es geschehen. Irgendjemand legte mir ein Armband um und ich war da – am Ziel – fertig – geschafft.

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So richtig freuen konnte ich mich gar nicht, ich war froh, dass es vorbei war, aber die Strapazen waren noch zu präsent. Ich holte meine Urkunde ab, machte ein paar Fotos mit den schon längst vor mir im Ziel angekommenen Wanderkollegen und stieg ins Auto. Ich war so froh, dass ich den Luxus einer Abholung von Mama und Ekki genießen konnte und zolle Respekt an all die, die nach dem Mammutmarsch noch in den Zug steigen mussten, um zurück nach Berlin zu kommen.

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Finisher-Armband wird überreicht

Danach

Wie ein Zombie verbrachte ich die nächsten Stunden – irgendwie in die Badewanne – irgendwie die Blasen bezwingen – kurz aufwachen um Pizza zu essen – irgendwie schlafen obwohl die Füße einfach in keiner Position nicht wehtaten – und dann klingelte schon der Wecker. Pünktlich um 8 verließ ich das Haus mit dem Rad. Mein Körper hatte die größten Schmerzen über Nacht verarbeitet und ich war beinahe wieder ein normaler Mensch (sofern ich das vorher je war). Die nächsten zwei Tage merkte ich eigentlich wenig Nachwirkungen abgesehen von Dauer-Durst und Dauer-Hunger. Allerdings muss ich sagen, dass die Erinnerungen an die Strapazen wesentlich langsamer abebben als bei meinen anderen beiden 100ern – so richtig “noch mal” denke ich noch nicht. Aber naja bis zum Ostseeweg ist ja auch noch ein wenig Zeit zum Verdrängen.

4 Kommentare zu „Mein Mammutmarsch 2017

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