So recht weiß ich gar nicht, wie ich anfangen soll. Noch zu sehr steckt das vergangene Wochenende in meinen Gedanken und Knochen.
Ich glaube ich will mal wieder gaaanz von vorne beginnen: Bei einigen unserer schönen Mammutmarschtrainings wurde von anderen Teilnehmern immer mal wieder der Dodentocht Marsch in Belgien erwähnt. Dieser sei im Vergleich zu den in Deutschland stattfindenden 100ern wirklich ein geniales Event: tolle Verpflegung, an weit mehr als 4 Verpflegungstationen, viel mehr Teilnehmer und Volksfestcharakter am Straßenrand. Alles, was mir bisher so oft gefehlt hat. Ich war begeistert. Das hört sich doch nach genau meiner Veranstaltung an. Ich recherchierte und befragte. Unpraktischerweise fand der Dodentocht 2017 einen Tag nach meinem Geburtstag statt, sprich der Geburtstag würde auf den Tag der Anreise fallen.
Wer mich kennt, weiß, dass mir mein Geburtstag verhältnismäßig wichtig ist und ich doch sehr viel Wert darauf lege, meine Liebsten um mich zu haben. Dennoch fragte ich mal ein wenig herum wer Interesse hätte. Einige hatten keine Zeit und Viele waren schon anderweitig verplant. Ich verlor das Vorhaben aus den Augen und gestand mir ein, dass es sowieso besser sei, an meinem Geburtstag in Berlin zu bleiben. Bis zum 12. Juni – da fiel uns plötzlich auf, dass Bob ein Auto hat und, dass man wenn man erst am 10.08. selbst fahren würde ich nicht zwei Urlaubstage würde nehmen müssen, sondern nur einen – auch Olaf war direkt Feuer und Flamme – mehr kamen dann nicht zusammen. Aber das reichte uns. Schließelich erhält man bei Zieleinlauf einen Orden!!!
Ziemlich spontan meldeten wir drei uns an und die Planung begann. Bob und Olaf kümmerten sich um alles, ich ließ irgendwie mehr geschehen – ich hatte glaube ich noch die Schmerzen des Mammutmarsches im Gedächtnis. Ich fragte auch Conny und Tim, ob sie eventuell Lust auf einen kleinen Roadtrip hätten und uns begleiten wollten. Beide konnten nicht und so überlegte ich einige Wochen später einen größeren Suchaufruf in einer facebook Gruppe zu starten, fragte aber noch mal Bob. Nicht, dass der freie Platz doch schon vergeben ist. Und so war es dann auch: Ohne mich zu fragen hatten die anderen beiden beschlossen, spontan Olafs Bruder mitzunehmen. Nun gut, der wird schon okay sein und so vergingen sicher einige Wochen.
Dank des Berliner Wetters und meiner Neigung zu Erkältungen, schaffte ich es dann so ungefähr gar nicht, für den Marsch zu trainieren. Immerhin einmal brachte ich es noch auf 55km als ich Ralf in Leipzig besuchte. Ansonsten gründete ich eine Whatsappgruppe mit Olaf und Bob, um unseren Trip besser koordinieren zu können. Ich wollte auch Olafs Bruder Ralf hinzufügen, damit wir uns alle schon ein wenig besser kennen lernen können, doch irgendwie ignorierten die beiden meinen Wunsch. Olaf schrieb nur, er muss mal fragen, ob das okay ist. Naja ich hatte genug andere Dinge im Kopf, ich plante meinen Geburtstag vorzufeiern, da ich auf eine Party nun doch nicht verzichten wollte und auch auf der Arbeit war unheimlich viel los.
Eines Tages, fragt mich nicht, wieso, grübelte ich darüber nach, wie komisch es doch sei, dass Olaf mir die Nummer seines Bruders nicht geben wollte. Ich suchte in Olafs Freundesliste nach möglichen Ralfs und fand keinen. Komisch. Und dann hatte ich einen Geistesblitz. Ich hatte Tim entlarvt, sicher wollte er mich überraschen und statt Olafs Bruder im Auto sitzen. Ich schickte Conny eine Sprachnachricht mit meiner Theorie, sie fand sie allerdings abwegig. Gleichzeitig schrieb ich nochmal in die Dodentocht-Whatsappgruppe, was denn nun mit Ralf sei und fragte auch Tim, ob er wirklich am 11. August noch in Bayern bei seiner Familie sei. Tim bestätigte, leider würde er wirklich noch zu tun haben und wenig später schickte mir Olaf die Nummer seines Bruders und ich konnte ihn der Gruppe hinzufügen. Ich war irgendwie enttäuscht, aber auch eine Nina irrt sich mal (ca. 1 mal pro Jahr).
Eine Woche vorm Dodentocht feierte ich meinen Geburtstag vor, auch Olaf war zu meiner Feier gekommen, ich erzählte ihm, wie bekloppt ich war und, dass ich angenommen hatte, Tim würde mich im Auto überraschen – er lachte müde darüber und ich fragte ihn über seinen Bruder aus. Er beantwortete meine Fragen und ich war gespannt. Die Woche verging schnell, ich war jeden Abend unterwegs und kam kaum zum Packen. Erst am 09.August (am Vorabend) hatte ich Zeit dafür und war gleichzeitig ziemlich seltsam drauf, ich wurde am nächsten Tag schon 28, obwohl ich mich eher so 19 fühlte, ich würde den Abend alleine verbringen und das alles machte mich unendlich sentimental.
Verzweifelt kaufte ich mir eine Flasche Sekt, ging nach Hause und betrank mich, wir fügten Cornelius, einen uns noch unbekannten EarnYourBacon Anhänger der Whatsappgruppe hinzu und ein witziger Austausch von Sprachnachrichten nahm seinen Lauf. Ich wurde immer betrunkener, und auch Cornelius war wohl gut dabei – ich kugelte mich vor lachen auf meinem Bett. Pünktlich um 00:09 widmete er mir ein sächsiches Geburtstagsständchen und so war doch irgendwie alles ganz gut. Als ich mich schlafen legte, hatte ich mir beinahe die ganze Sektflasche einverleibt und alles drehte sich. Reichlich verkatert wachte ich am nächsten Morgen um 5 (2 Stunden vor meinem Wecker) auf. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Ich packte meine Sachen zusammen und traf Conny, die ich am Morgen mit zur Arbeit nahm, damit wir irgendwie würden feiern können. Bis 10 Uhr aßen wir gemeinsam sehr viel Kuchen und dann verabschiedete sie sich von mir.
Irgendwie überstand ich trotz extremer Müdigkeit den Arbeitstag, um gegen 17 Uhr endlich mit Sack und Pack in Bobs Auto steigen zu können. Bob kam mir entgegen und wir liefen gemeinsam zum Auto, welches um die Ecke stand. Als ich ankam, sah ich vorne Olaf sitzen und hinten eine blonde Mähne im Auto liegen – ich wunderte mich, war Ralfs Frau noch zum Abschied dabei? Erst dann sah ich sie richtig. Es war Conny. Ich verstand gar nichts mehr, was machte sie hier? Ich konnte gar nichts sagen – ich realisierte langsam. War ich doch nicht so falsch mit meiner Überraschungs-Ahnung? Neben dem ganzen Schock drückte mir Bob auch noch eine Tüte mit meinem Geschenk in die Hand. Er nahm mir mein Handy aus der Hand, ich sollte sofort auspacken.
In der Tüte war ernsthaft ein rosanes EarnYourBacon T-Shirt – eine Sonderanfertigung nur für mich sowie ein Universal-Besteck zum Campen. Ich war einfach nur noch total fassungslos ich musste erst mal verstehen, was passiert war. Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Nach 5 Minuten Schock hatte ich natürlich das Bedürfnis, aller Welt mitzuteilen, wie geil diese Überraschung doch war, ich wollte mein Handy hervorkramen, fand es nicht, bis mir einfiel, dass Bob es ja genommen hatte. Auf meine Nachfrage hin hielt er an, streckte seinen Kopf aus dem Fenster, stieg aus und sammelte mein Handy vom Dach.
Witzigerweise war ich noch so schockiert von der ganzen Überraschung, dass ich das allenfalls mit leichter Verwunderung wahrnahm und sofort wieder vergaß. Immer wieder fielen mir im Laufe der Fahrt Situationen ein, wo die drei mich notgedrungenerweise anlügen mussten und das gesamte Ausmaß der Überraschung wurde mir mitgeteilt. Olaf musste sich Geschichten über seinen Bruder ausdenken, Bob hatte sich, nachdem ich dachte Tim entlarvt zu haben, mit einer zweiten Handynummer einen Whatsapp-Account anlegen und den Ralf mimen müssen. Conny musste mich quasi dauerhaft anlügen und die Anderen über meinen Wissensstand informieren. Ich konnte es einfach nicht fassen.
Nun konnte die Reise beginnen, bester Laune verflogen die 9 Stunden Fahrtzeit wie im Fluge, wir quatschten, ich fragte Olaf zu seinem Leben aus, wir hörten Musik, sangen fröhlich mit und ich konnte natürlich keine Minute wirklich schlafen. Cornelius schickte uns weiter fleißig Sprachnachrichten, besorgte uns bereits unsere Armbänder für den Zeltplatz und wir begannen ihn bereits schon vor dem eigentlichen Kennenlernen äußerst sympathisch zu finden. Als wir gegen 3.30 Uhr in der Nacht auf dem Campingplatz-Parkplatz aufliefen, begrüßte uns Cornelius bereits minimal angeheitert – wir durchbrachen die nächtliche Zeltplatzabsperrung auf Berliner Art, wie Bob sagte, und begannen dann im Dunkeln das Penthouse-große Zelt von Bob aufzubauen.

Mit wir meine ich: Conny und Bob bauten das Zelt auf, ich hielt die Taschenlampen – Cornelius verabreichte mir Wein. Leicht angedüselt schlief ich gegen 4.30 im Zelt ein – dank Schlafmaske und Ohropax immerhin bis kurz nach 9Uhr. Leider war das nach der vorangegangenen Woche, in der ich einfach nie mehr als 5 Stunden pro Nacht schlafen konnte (Geburtstagsfeier, die Monster-Spinne, und Dodentocht-Planungspanik sei dank), viel zu wenig und ich war von Anfang an ultra müde.
Am nächsten Morgen lernten wir auch unsere weitere Begleiterin Saskia, eine Freundin von Cornelius (die 2016 mit ihm den Mammutmarsch das erste Mal bezwingen wollte, bis der Marsch leider abgebrochen wurde) kennen und trafen uns erstmal zu einem morgendlichen Kaffeeklatsch. Wir gingen im örtlichen Supermarkt einkaufen, um uns für die kommende Zeit mit ausreichend Zucker und Getränken zu versorgen. Außerdem holten wir uns auch unsere Zeltplatz-Dodentocht-Begrüßungsjutebeutel mit Klopapier, Mini-Trinkflasche und Müllbeutel.
Um 13 Uhr liefen wir noch einmal quer durch den Ort (Bornem) um unsere Startunterlagen abzuholen, der Weg war nicht allzu nah, der Ort war schon in voller Aufruhr, überalll hingen Plakate und Wegweiser – wir holten die die Teilnehmernummer, unser Armband für die Essens- und Getränkeversorgung und das Teilnehmer-Shirt (in einer wunderschönen Kombination aus Kackbraun mit grüner Schrift) – auch am Merchandise-Stand konnten wir nicht halt machen und so wollte ich mir noch ein pinkes Dodentocht-Funktionsshirt holen, nach 20-minütigem Anstehen kam ich endlich an die Reihe, leider zeigte sich, dass kein Shirt in meiner oder einer ähnlichen Größe mehr vorhanden war, so bot mir die nette Dame, die die Shirts verkaufte, an, mir ihr eigenes zu überlassen. Etwas verlegen nahm ich ihr Angebot an.

Auch Olaf deckte sich gut ein und wir versorgten auch Conny mit einem passenden T-Shirt um unser Team komplett zu machen. Als wir wieder zurück bei den Zelten waren hatten wir alle schon locker 10km in den Beinen und das obwohl der Marsch noch nicht mal gestartet hatte. Die Versuche, bis 19 Uhr nochmal auszuruhen, scheiterten, bei fast allen kläglich. Es war ziemlich warm, an Sschlafen im Zelt war nicht zu denken und mein Kopf war sowieso viel zu beschäftigt, um mir die nötige Ruhe zuzugestehen. Also musste es ohne Schlaf klappen. Gegen 18.30 liefen wir zum Startplatz, wo alle Teilnehmer einer Rucksackkontrolle unterzogen wurden (Terrorgefahr etc.) – natürlich hatte ich zuvor nicht so weit gedacht, dass meine Mini-Wodkaflasche und die Mateflasche aus Glas auch ein Problem darstellen würden. So wurden mir meine einzigen beiden Getränke abgenommen.
Aus den vielen Berichten der Teilnehmer aus den Vorjahren hatten wir gehört, dass man eigentlich so gut wie keine Ausrüstung mitnehmen müsse, da die Verpflegung vor Ort so gut sei. Daran hatte ich mich ausnahmsweise gehalten und lediglich meine Mate eingepackt, die ich ja schon beim Mammutmarsch vergessen hatte. Ich blieb relaxed, wird schon alles gut gehen. Bis zum Start um 21 Uhr standen uns nun noch 2 Stunden Wartezeit bevor. Irgendwo im Mittelfeld der Teilnehmer saßen wir auf einem riesigen Parkplatz und warteten und warteten…



Wie der Dodentocht 2017 für uns lief erfahrt ihr in Teil 2 der Geschichte.
Ein Kommentar zu „Teil 1: Wieso um Himmels Willen nimmt Nina am Dodentocht teil und wie cool sind eigentlich ihre Begleiter?“