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Teil 2: Dodentocht 2017 – Der Name ist Programm

Zu Beginn möchte ich gerne noch einmal zusammenfassen:

  • Ich war komplett unausgeschlafen
  • Hatte schon mehr als 10km in den Beinen
  • Der Start war um 21 Uhr
  • Mein einziges Getränk wurde mir im Startbereich abgenommen
  • Ich hatte nur 1 Trainingsmarsch in den letzten Wochen absolviert

Um 21 Uhr begannen die Kirchenglocken in Bornem zu läuten und zwar bis der letzte der über 13.000 antretenden Wanderer die Startlinie überschritten hatte. Das Überschreiten der Startlinie dauerte tatsächlich eine ganze Weile – zeitweise standen wir, mal konnten wir einige Schritte vorwärts gehen – gegen 21.30 passierten wir den Start. Da begann dann auch schon die Dämmerung. Zunächst zogen wir alle fünf gemeinsam los, doch in den Menschenmengen war es schier unmöglich so eine “große” Gruppe beisammen zu halten. Bereits nach kürzester Zeit war Olaf weg. Cornelius und ich begannen zu quatschen und ich freute mich immer und immer wieder über die vielen Menschen am Straßenrand, die richtig gut Party machten.

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Vor den Garagen der Einfamilienhäuser wurden Tische und Stühle aufgestellt, die Anlage wurde aufgedreht und die Marschierenden gefeiert. Viele hatten Essen für die Wanderer im Angebot – teils zum Verkauf, manche verschenkten sogar kleine Süßigkeiten. Auch um die Wasserversorgung musste ich mir wirklich keine Gedanken machen. Cornelius hatte mir eine kleine Cola-Flasche vermacht, diese konnte ich mir an den unzähligen Auffüllstationen wieder befüllen.

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Davon abgesehen gab es in sehr regelmäßigen Abständen Verpflegungsstationen. So vergingen die ersten 15km wie im Fluge doch dann kam sie, die Müdigkeit. Es war bereits seit drei Stunden dunkel und mein Körper wollte nichts weiter, als schlafen.

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Die drei Anderen waren von ihrer natürlichen Schrittgeschwindigkeit wesentlich schneller als ich (und alle drei Riesen mit Meterlangen Beinen), ich musste mich stets ziemlich zusammenreißen, um da irgendwie mitzuhalten, zumal ich so unendlich müde war. Bob hatte bereits im Vorhinein gesagt, dass er anfangs nicht so viele Pausen machen wolle, ich hingegen wollte bei km 20 definitiv ein erstes Mal ausruhen, wo ich doch eigentlich gut damit fahre, im 15km-Takt zu pausieren. Davon abgesehen musste ich aufs Klo. Die Schlange war sehr lang und es gab nur zwei Toiletten für die Damen – das war es dann mit meiner Pause.

Statt 20 Minuten zu sitzen und die Füße hochzulegen, stand ich an der Kloschlange. Für Spannung war allerdings gesorgt, 5 Damen vor mir kippte eine Teilnehmerin um, ihr Kreislauf machte nicht mit. Hektisch wurde eine Sanitäterin geholt und die Teilnehmerin wieder aufgepeppelt. Dies war bei weitem nicht die letzte Person, die ich in den kommenden Stunden zusammenbrechen sah. Erstaunlicherweise war sie wenig später wieder wohlauf und marschierte fröhlich weiter.

Nach meiner kurzen Pause war ich nun alleine, was mir ziemlich Recht war, da ich lieber in meinem Tempo und mit meinen Pausen laufen mochte. Glücklicherweise war meine Müdigkeit für eine ganze Weile wieder verschwunden so zog ich in gefühltem Ultra-Speed die nächsten zwei Stunden an hunderten Wanderern vorbei, das Überholen war stets eine größere Herausforderung, da die Mengen sich einfach nicht lichteten. Weiterhin standen in den Dörfern immer wieder kleine Bühnen, Stände, Familienfeiern und lenkten uns Wandernde von den Strapazen ab – auch die voranschreitende Uhrzeit konnte sie nicht stoppen. Noch gegen 01.30 Uhr in der Nacht saß eine Horde Senioren vorm Seniorenheim und beklatschten uns.

Ein wichtiger Faktor bei solch einer Wanderung ist stets das Wetter. Die Voraussagen waren nicht sehr gutmütig gestimmt. Ab 2 Uhr sollte es regnen und dann fast durchgängig bis 16 Uhr. Das ist für mich der größte Horror, nass, kalt, den Blick zum Boden gesenkt. Gegen 3 Uhr wurde ich optimistisch, vielleicht verzogen sich die Wolken ja noch, es hatte noch nicht mal begonnen. Um 4 war es dann allerdings doch vorbei. Es begann zu tröpfeln. Nicht schlimm, aber kontinuierlich. Noch immer war ich recht schnell unterwegs. Mit den anderen hatten wir via Whatsapp abgemacht, uns bei der Verpflegungsstation 37,5 km zu treffen.

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Immerhin hatte es kurz aufgehört zu regnen, als ich dort ankam und ich konnte mich auf eine Bierbank setzen. Die Verpflegung war grandios. Es gab Bier, warme Suppe, belgische Waffeln. Rundum top. Ich setzte mich und las meine Nachrichten. Bob war doch weitergezogen, Olaf war schon mehr als eine Stunde voraus. Und dann liefen mir Saskia und Cornelius über den Weg – ich musste sie irgendwie überholt haben. Schon jetzt war mir klar, dass dieser 100er nicht so geschmiert für mich lief wie sonst (ja hart ist es immer, aber bei mir bisher noch nie so früh).

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Ich war hundemüde und hatte bereits jetzt verhältnismäßig starke Schmerzen – die Nacht wollte und wollte nicht enden und der Regen würde noch viele weitere Stunden anhalten. Sich so scheiße zu fühlen und noch nicht mal die Hälfte geschafft zu haben, machte mich fertig. Mein Kopf spielte miese Spielchen mit mir – wie ein kleines Teufelchen flüsterte er: wenn dann sofort aufgeben, statt mich noch stundenlang zu quälen und dann vielleicht noch krank zu werden. In 5 Wochen ist ja bereits der Ostseeweg, es reicht ja, wenn du den finishst. Manchmal muss man auch erkennen, wenn es einfach nicht geht…

Der nächste Punkt, an dem es einen Transport zurück geben würde wäre die Verpflegungsstation bei km 50 – dachte ich zumindest. Ich bereitete Conny bereits darauf vor, dass sie nicht wie geplant bei km 80 zu mir stoßen würde müssen. Zuvor hatte ich lautstark behauptet, dass jeder, der aufgeben will doch zumindest noch mal eine lange Pause machen sollte, um danach zu sehen, ob es nicht doch noch geht. Selbst dafür wollte mein Kopf mir keinen Spielraum geben. Es geht einfach nicht mehr.

Zum Glück kamen dann auch die anderen Gedanken. Ich will diesen Orden, wir sind extra nach Belgien gefahren um diesen verdammten Orden zu bekommen. Conny ist extra dabei, nur, damit ich diesen Quatsch machen kann. Die anderen halten auch irgendwie durch, obwohl ich doch auch schon  wirklich viel geschafft habe in dem Bereich. In der Whatsappgruppe haben wir immer mal wieder Statistiken ausgetauscht.

Bei km 37,5 wo ich eigentlich schon am Ende war, ist so gut wie noch keiner der 13.000 Teilnehmer ausgestiegen (Woher wussten wir das? Die Dodentocht App ermöglichte es uns, sowohl zu überblicken, wo wir gerade sind, sowie unsere Mitstreiter – wann sie schätzungsweise beim nächsten Punkt ankämen und wie viele Menschen sich insgesamt noch wo aufhalten), auch das fixte mich an. Es kann doch nicht sein, dass es diesen ganzen Einmal-Läufern besser ergehen soll, als mir.

Doch die 50km Marke näherte sich nicht mal langsam. Immerhin wurde es irgendwann hell, doch die Helligkeit erbrachte nicht den erwünschten Effekt, ich hätte immer noch auf der Stelle einschlafen können. Olaf war schon längst in der großen ersehnten Halle angekommen, alle anderen waren kurz davor. Bob sprach davon, dass er seinen Tiefpunkt überwunden hatte, ich wusste ich würde aufgeben.

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Irgendwann hatte ich die 50 überschritten, aber die Halle kam und kam nicht. Bis ich herausfand, dass diese erst bei 54km auftauchen würde. Jetzt war es auch egal. Danach ist es vorbei. Als ich endlich in Sichtweite kam, waren alle bereits dort, Cornelius schien es nicht gut zu gehen, er hatte Kreislaufprobleme. Olaf wartete immer noch auf mich und so war unsere Gruppe kurzzeitig wieder vereint an einem Ort. Ich wollte nur noch liegen – liegen und schlafen – also packte ich mich auf den nassen, dreckigen Boden. Bob erzählte mir, dass ihn Ibuprofen und ein Energy-Drink über die Tiefphase gebracht hatte.

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Einer geht falsch herum

Eigentlich stehe ich ja nicht auf Tabletten bei 100ern, aber ich wollte einfach nur keine schmerzenden Füße mehr haben, also gab er mir eine Ibu und ich hoffte auf Milderung. Leider musste ich auf die Toilette, also war meine Pause nur sehr kurz – Schuhe wieder an und raus in den regen zu den Dixi-Klos. Wieder zurück in der Halle, war Bob weitergezogen, Olaf wartete noch und wollte dann auch weiter. Ich verabschiedete mich von ihm, sicher, dass ich hier aufgeben würde, sagte aber dennoch – wir sehen uns spätestens am Zeltplatz – für den Fall, dass ich doch noch weiter gehen würde.

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Danke nochmal an den Verursacher dieses wunderschönen Bildes… (man bemerke Olaf, wie er neben mir schläft)

Ich überlegte hin und her und fasste den Beschluss, mich erstmal zu erkundigen, wie weit es denn zum nächsten Ausstiegspunkt wäre. Nur 7,4 km – das ist doch machbar. Komm Nina, das sind keine 2 Stunden mehr – und dann kannst du immer noch aufhören. Kurz nach Olaf packte ich also meine Sachen wieder zusammen und ging einfach weiter. Zeitlich war ich nun schon recht weit zurück im Teilnehmerfeld – dennoch waren stets noch bei weitem genug Menschen auf dem Weg – ab und zu musste man sogar im Schneckentempo gehen, wenn ein Weg mal sehr schmal war. Bei Tageslicht durfte ich nun quasi in Dauerschleife den Anblick auf Männerrücken, die an ein Feld pinkeln oder wahlweise einen Vorgarten oder eine Mauer, genießen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Männer pissen gesehen. Es waren sicher einige Hundert. Die langfristigen Auswirkungen auf das Wachstum des Getreides will ich mir gar nicht ausmalen.

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Interessanterweise änderte sich meine Einschätzung zu meinem Durchhalten schlagartig. Bereits mehr als die Hälfte geschafft und sehr viel häufigere Verpflegungspunkte in Aussicht, wusste ich, dass es im Bereich des möglichen war, dass ich mich nun von Punkt zu Punkt weiterhangelte und irgendwie ans Ziel komme. Zwischendrin telefonierte ich mit Tim und versuchte mich mit Podcasts, Whatsapp und co abzulenken.

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Immer mal wieder ging das mit dem Lächeln

Diese Methode hat sich super bei mir bewährt. So viel Ablenkung, wie nur möglich. Irgendwann bekam ich tatsächlich noch mal einen kleinen Aufwind – ich begann – wie ich es sonst nur betrunken tue, immer mal wieder fremde Leute anzuquatschen. Zwischendrin entdeckten mich auch die in Lederhosen wandernden gefühlt 16-Jährigen Bayern wieder, die ich nur von weitem sagen hörte “das war die, der der Wodka im Startbereich abgenommen wurde”. So hat man seinen Ruf weg. Ich schenkte einer Frau meinen zweiten Haargummi, da sie ihren kaputt gemacht hatte und mit offenem Haar komplett durchdrehte. Später sah ich zwei Männer nebeneinander herlaufen, der eine sicher 2,10m groß.

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Der hat den Spaß schon einige Male mitgemacht

Ich leitete das Gespräch gekonnt mit einem “That is unfair” ein und erklärte ihm auf seinen fragenden Blick hin, dass es einfach gemein sei, weil ich schätzungsweise doppelt so viele Schritte würde machen müssen, um ins Ziel zu gelangen. Zusätzlich sah er bei km 70 einfach noch viel zu gut gelaunt und schmerzfrei aus. Die folgenden 10km quatschten wir dann über Belgien, Dodentocht, Nimwegen, Fitnesstracker und Deutschland – und die Zeit verging für eine kleine Weile recht schnell. Bei km 80 verabschiedeten wir uns – ich musste Conny und die anderen suchen. Wie verabredet war sie nun zur Stelle mit Wechselschuhen und Socken und frischer Energie.

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Fit wie sau

Dies war mein erster Versuch nach einer Weile noch mal auf andere Schuhe umzusteigen. Ich musste leider feststellen, dass mir das nichts gebracht hat. Lediglich frische trockene Socken sind einfach eine kleine Wohltat. Weiter ging es – nur noch ein Halbmarathon sagte Cornelius – ich hasste ihn für diese Aussage.. Conny war glaube ich etwas überrascht, wie gut drauf und fit ich in diesem Moment noch war. Dies war nach 5 weiteren Kilometern allerdings schlagartig vorbei und sollte sich dann auch nicht mehr ändern. Kurz liefen wir noch zu viert mit Saskia und Cornelius, doch bei der nächsten Pausenmöglichkeit liefen die beiden weiter und ich ließ sie ziehen. Ich wusste genau, ich würde jede Pause mitnehmen.

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Neben kleinen Törtchen und Waffeln gab es jetzt auch immer Cola, Eistee oder andere leckere Zuckereien – jedes Kinderherz wäre höher geschlagen. Die letzten 15km zogen sich wie Kaugummi immer wieder dachte ich, wie bescheuert ich eigentlich bin und wieso um Himmels Willen ich nochmal beim Ostseeweg mitmachen wollte. Mir war klar, dass ich den Ostseeweg nicht mit Finisher-Absichten angehen würde, sollte ich dieses Dodentocht Drama jemals hinter mich bringen. Hier muss ich nochmal erwähnen, wie genial ich die Organisation der Veranstaltung empfand.

Am vorletzten Verpflegungspunkt saß ich erschöpft auf einem Stuhl und da ging doch tatsächlich ein Helfer von Wanderer zu Wanderer und fragte, ob er noch irgendetwas bringen kann, Wasser, Kaffee, Tee. Einfach unfassbar, wie lieb die Helfer waren und das alles ohne jegliche Entlohnung! Weiter ging es. Ich wurde zunehmend stiller und verspürte nur noch puren Hass. Wieso schaffen das denn bitte so viele, wieso kommen im 5 Minuten-Takt Wanderer an einem vorbeigejoggt. Ich hasste die Fahrradfahrer, die immer mal an uns vorbeizogen, mit ihrer Leichtigkeit. Einfach rollen. Dazu kam, dass es immer im Wechsel 20 Minuten regnete, dann aber wieder aufhörte, die Sonne kam raus und es wurde brütend heiß. Dann regnete es wieder, wurde kalt, Regenjacke wieder an.

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Posing kurz vorm Schluss

Dieses An- und Ausziehen veranstaltete ich sicher gute 10 Mal und wurde ein wahrer Profi im während des Weitergehens umkleiden. Nur noch 10km – wir liefen auf einem Deich mit schönem Blick die Schelde (Fluss) entlang. Für die ersten 10km wäre das ein wundervoller Ausblick gewesen – am Ende war es eigentlich ziemlich egal, wir hätten durch den schönsten Garten der Erde laufen können und ich hätte es noch gehasst. Bei ca. 92km gab es noch mal eine kleine Pause – ich hätte für immer da bleiben können – aber half ja alles nichts. Ab km 95 fand sich am Wegesrand pro Kilometer ein lustig bemaltes Schild, welches das Leiden der Wanderer zelebrierte. Die Zielgerade vor Augen lief ich einfach und lief – um uns herum sah man sehr sehr viele Menschen auf eine Art gehen, die höchstens in den schlimmsten Orthopädenträumen vorkommen dürften.

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Diese Menschen, hatten meinen größten Respekt – gleichzeitig weiß ich für mich, dass ich niemals weiterlaufen werde, wenn ich mir dabei tatsächlich langfristige Schäden zufüge. Aber aus Erfahrungen weiß ich, dass auch offene Blasen einen zu dieser Art Fehlbelastung führen kann. Auf Kilometer 98 liefen vor Conny und mir mehrere junge Bundeswehrsoldaten aus Deutschland, plötzlich packte mich mein wahnsinnig witziger Sinn für Humor. Ich sagte zu Conny: “Komm die verarschen wir” – ich zog die Geschwindigkeit an, sodass wir sie überholten und fragte Conny laut und deutlich im Vorbeigehen, was wir denn nach dem Marsch unternehmen wollen und ob man in Bornem wohl gut feiern könnte. Leider zogen die Jungs dann 500 Meter vorm Ziel doch noch unbemerkt an uns vorbei.

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Fake-Lächeln im Ziel 🙂

Der Zieleinlauf war dann auch ziemlich unspektakulär für mich. Ich bin zwar ein äußerst emotionaler Mensch, in diesen Momenten bin ich jedoch eher Typ Eisblock. Ein gezwungenes Lächeln kriegte ich gerade so heraus. Begrüßungstüte inklusive Orden, riesen Lebkuchen und Dosenbier abgeholt, Urkunde eingesackt und die Anderen suchen. Nicht weit vom Zielzelt lag Bob am Boden und wartete auf uns. Olaf war schon auf dem Weg zum Zeltplatz (welch eine qualvolle Vorstellung, dass dieser sicher noch mal mehr als einen Kilometer entfernt lag) – und Cornelius und Saskia rasteten an einer anderen Stelle. Ich musste mich erstmal setzen und kurz realisieren. Wenig später kam Cornelius zu uns und sagte uns, wo die anderen warteten. Äußerst gereizt erklärte ich, dass ich mich jetzt erstmal 5 Minuten nirgendwo mehr hin bewegen würde.

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Ziellebkuchen

Nach kurzer Pause entschieden wir dann dennoch, recht schnell aufzubrechen. Auf dem Weg waren Bob und ich uns einig, dass der Ostseeweg auf jeden fall gecancelt wird – soetwas tun wir uns nicht noch einmal an – ganz zu schweigen vom Dodentocht im nächsten Jahr. Das Zelt rief lautstark nach uns. So humpelten wir los, den Schmerz, den man während der 100 km noch wegdrücken konnte, sah man jetzt deutlich in unseren schlurfenden, humpelnden Bewegungen – immer wieder faszinierend, was für eine große Rolle der Kopf bei Schmerzen spielt.

Wir hielten beim Pommes-Laden um uns noch schnell unser wohlverdientes Abendmahl zu besorgen. Von schnell konnte jedoch leider keine Rede sein. Wir warteten sicher noch eine halbe Stunde (bzw. Conny wartete für uns), ehe wir weiterziehen konnten. Nochmal 15 Minuten humpeln später, waren wir endlich bei unseren Zelten. Olaf wartete schon gemütlich auf uns. Ich zog mir meine Schlafsachen an, wir verspeisten noch gemeinsam einen Teil des Berges an Pommes und dann ließ ich mich in den wohlverdienten Schlaf sinken.

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Gute Nacht!

Gegen 5 Uhr wachte ich einmal kurz auf – weil ich auf die Toilette musste – da dies allerdings komplett unvorstellbar schien, schlief ich einfach weiter und erwachte verhältnismäßig erholt um 9 – so gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Auch die Anderen waren bereits wach – es wurde alles zusammengepackt. Wir alle waren verblüfft, wie gut wir die Strapazen schon verarbeitet hatten, fast niemand auf dem zeltplatz konnte normal laufen – es sah aus wie auf einem Kriegsschlaftfeld. Unser Stolz wuchs sichtlich an, je mehr Invaliden wir sahen.

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Der nächste Morgen

Wir verabschiedeten uns von Cornelius und Saskia – zwei tolle Wanderer, die wir hoffentlich bald einmal bei einer Berliner Wanderrunde begrüßen können – machten einen kurzen Supermarkt-Abstecher und begaben uns auf den langen, langen Rückweg. Die ersten drei Stunden verschlief ich so halb, später quatschten wir, schwiegen gemeinsam und waren sicherlich alle irgendwie in den Erinnerungen der letzten Tage gefangen.

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Ich war erholt nach der Autofahrt^^

Ziemlich klar wurde: auch den Ostseeweg würden wir natürlich antreten, und vielleicht ja auch den Dodentocht 2018. Auf jeden Fall wollen wir im nächsten Jahr gemeinsam nach Nimwegen ziehen und dort die 4 * 50 km angehen…

Die Tage danach

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Mir war sofort klar, dass ich sie alle schrecklich vermissen würde. Irgendwie waren wir doch ein echt starkes Gespann und hatten einiges gemeinsam erlebt. Am Montag zog ich mir mein frisch gewaschenes pinkes Dodentocht T-Shirt über und heftete den Orden daran. Ohne Frage würde ich in diesem Outfit zur Arbeit gehen. Ich war den ganzen Tag lang noch total euphorisch und auch am Abend hätte ich auf dem Nach-Hause-Weg am liebsten jeden Passanten angehalten und ihm von unserem kleinen Abenteuer erzählt. Auch unsere Whatsapp Gruppe wurde es einfach nicht still – wir alle mussten uns irgendwie noch weiter mit denen austauschen, die die Erlebnisse der letzten Tage teilten. Obwohl es nicht einmal volle vier Tage waren – war es doch sicherlich ein Erlebnis, was noch viel länger nachwirken wird.

Ein Kommentar zu „Teil 2: Dodentocht 2017 – Der Name ist Programm

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