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4 Tage Athen

Organisatorisches

Eigentlich bestand der Plan, im Februar nicht nur nach Tel-Aviv zu reisen, sondern dort auch den Halbmarathon zu bestreiten. Mein Bauchgefühl sagte mir allerdings, dass ich im Moment einfach nicht allein in Israel reisen will. Nun kam dazu, dass ich wegen einer Grippe fast 4 Wochen keinen Sport gemacht habe und ich bin froh, dass ich nicht untrainiert beim Halbmarathon antreten muss.

Also ging es auf die Suche nach einer Alternative. Ich besuche die Easyjet-Website und ging wie immer vor. Reisezeitraum eingeben und dem Alphabet nach die Destinationen durchgehen und schauen, ob es zeitlich und preislich passt. Also los… A- wie Athen.

Oh Zeitraum passt – oh insgesamt nur 60 Euro. Gebucht. Die ganze Aktion hat circa 3 Minuten gedauert. Von Donnerstag bis Sonntag sollte mein kleiner Städtetrip zur Wiege der Demokratie gehen. Später entschloss sich auch Tim, dass er nachfliegen würde. Also konnten wir uns ein schönes AirBnB Apartment heraussuchen – für 2 lohnt sich das meist viel mehr. Nochmal 60 Euro pro Person und schon ist man mit insgesamt 120 Euro 4 Tage im Urlaub. Billiger als meine verfluchte Wurzelkanalbehandlung.

Weiter ist dann organisatorisch einfach gar nichts passiert. Da ich in letzter Zeit irgendwie dauer gestresst und dauer erschöpft durch die Gegend renne und versuche, diesbezüglich an mir zu arbeiten, nahm ich mir vor, einfach frei Schnauze und ohne große Planung zu reisen. Lediglich die Laufschuhe, die mussten mit ins Gepäck.

Die Abreise

Als mir meine Kollegin am Mittwoch erzählte, ihr Flug am Donnerstag sei gestrichen worden, dachte ich nicht im Entferntesten daran, dass das auch irgendwie etwas mit meinem Flug zu tun haben könnte.

Als mir Tim dann abends schrieb, ob ich von dem Streik des Bodenpersonals gehört hätte, kam dann die späte Einsicht. Schnell habe ich recherchiert und herausgefunden, ab 16 Uhr sollte gestreikt werden – mein Flug geht 15:50. Mal richtig Glück gehabt, dennoch blieb bis zum Einsteigen in den Flieger das mulmige Gefühl, dass Griechenland an diesem Wochenende ohne mich sonnig sein würde.

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Erst über den Wolken fiel die Anspannung ab und ich freute mich, dass es losging. Nach nicht mal 3 Stunden landete ich in Athen – Die Anbindung an den Flughafen ist super, nach 45 minütiger Metro-Fahrt kam ich in Kerameikos an, wo ich von meinem AirBnB Host abgeholt wurde.

Unterkunft

Nur wenige Minuten vom U-Bahnhof entfernt lag mein neues zu Hause auf Zeit – inmitten eines schönen hippen Stadtteils. Die Wohnung war der Hammer, 2 Etagen mit jeweils einer riesigen Terrasse, die den Blick auf die Akropolis offenbarten. Alles war selbst gebaut, renoviert und gestaltet – und der Hammer kommt erst noch! Das Bett war mit einer Heizdecke versehen – mein kleines Frostherz schlug höher.

Erleben

Das Viertel in dem ich wohnte (Kerameikos) – war wirklich ein Glücksfang. Viele schöne Cafes und Restaurants, von Touristen (außer uns) keine Spur – alles etwas kleiner und ruhiger als im Rest der Stadt. Da ich erst gegen 22 Uhr ankam, wollte ich nur einmal ganz fix die Lage sondieren. Angelos der Gastgeber hatte mich bereits informiert, dass mein Ankunftstag auch der Karnevalsbeginn sei und alle Menschen sich zum Barbecue und gemeinsamen Feier versammeln würden. So duftete die Luft schön rauchig und innerhalb weniger Minuten gelangte ich in eine kleine Feier – mit Musik und Sirtaki-ähnlichem Getanze.

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Mutigst bestellte ich an einem Getränke-Stand das Getränk, was auch die zwei vor mir hatten. Kam aus einem großen Wärmebottich und sah aus wie Glühwein. War es aber nicht. Schmeckte wie aufgewärmter Korn – absolut abscheulich. Naja ein Experiment war es wert. Ich lauschte noch einige Minuten den Klängen der griechischen Band und zog dann wieder zu meiner Wärmedecke.

Sightseeing

Am nächsten Morgen ging es dann endlich los, diese riesige Stadt erkunden. Zunächst wanderte ich die noch komplett menschenleere Fußgängerzone Apostolou Pavlou entlang – immer die Akropolis im Blick. Immer wieder begegneten mir streunende Hunde, die waren allerdings alle ganz brav. Mein nächstes Ziel waren zwei kleine Berge. Erst ein mitten in der Stadt gelegener, später ein etwas höherer mit einer schönen Kirche darauf. Mittlerweile war es vielleicht 9 Uhr und die Stadt schien noch lange nicht erwacht zu sein. Der erste Hügel lag mitten in der Stadt und war etwas gruselig, mit streunenden Hunden und ein paar Obdachlosen – dafür mit super Blick. Die Sonne wurde immer wärmer und ich begann Stück für Stück meine Zwiebelschichten im Rucksack zu verstauen.

Weiter ging es zu Berg Nummer zwei, der ein Glück viel höher aussah, als er war. Auf dem Gipfel des Berges befand sich die St Isidor Kirche von deren Plateau man wirklich einen wahnsinnig schönen Blick hatte. Man konnte locker bis zum Meer und über dei unendlichen Weiten Athens blicken. Mein Tipp: auf keinen Fall in dem Cafe auf dem Berg Platz nehmen, es sei denn ihr wollt die griechische Wirtschaft durch anmaßende Getränkepreise fördern.

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Später begab ich mich wieder in die Innenstadt und kam zufällig zum “Changing of the Guards” vor dem Parlamentsgebäude vorbei. Ich habe ja schon in einigen Ländern den Wechsel der Wachmänner beobachtet, aber hier war es mit Abstand der witzigste. Die in weißen Strumphosen gekleideten Männer schleiften ihre Beine hinterher und wirbelten die Puschelschuhe vor sich her.

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Ein schöner Anblick. Noch schnell durch die Einkaufsmeile geschlendert, lief ich zurück ins Apartment, denn ich hatte ja noch einen Plan:

Laufen

Ich wollte laufen gehen. Nun hatte mich mein Spaziergang durch die Stadt schon etwas desillusioniert. Es gab keine Parks, nur Hügel und Berge und die Straßen waren nur unter Lebensgefahr laufend passierbar. Also suchte ich mir den flachsten der Hügel heraus und visierte diesen an. Es wurde ein großes kreuz und quer mit viel zu viel Höhenmetern für meine untrainierten Beine. Dennoch war es ein tolles Erlebnis, laufend die Stadt weiter zu erkunden.

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Kulturelles

Am Abend gegen 23 Uhr kam Tim dann endlich auch. Wir zogen noch kurz durch die Nacht auf der Suche nach etwas Essbarem und wurden an einem Straßenstand fündig, wo es Fleisch mit Fleisch in Sandwich mit Pommes gab, verkauft vom griechischen mittelalten Mann, der uns begeistert berichtete, dass er viele Jahre in Deutschland bei BMW als Staplerfahrer gearbeitet hatte. Wenig später fielen todmüde ins Bett und bewunderten die Akropolis.

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Am nächsten Tag liefen wir zunächst zur Akropolis. Die Akropolis ist nicht, wie ich vorher dachte, die Bezeichnung für das größte Bauwerk auf dem Hügel sondern Akropolis bedeutet einfach nur “Oberstadt” und umfasst den gesamten Komplex. Für mich besonders witzig war der Nike Tempel, nach dem meine Lieblingssportmarke benannt wurde.

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Parthenon

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Nina vorm Nike-Tempel

Der nächste Punkt auf der Tagesordnung war Eis essen und gestärkt konnte es weitergehen zum Parlament – auch Tim sollte den witzigen Anblick miterleben dürfen. Und weiter ging es zum Meer. Nach einer ziemlich anstrengenden 45 minütigen Tramfahrt kamen wir an einem Strand an, wo wir die Sonne und den besten Teller für 2 mit bergeweise Fleisch genossen. Ich sammelte ein paar schöne Steinchen und die Zeit verging wie im Fluge. Später erklommen wir noch einen Hügel, um den Sonnenuntergang zu bestaunen und dann aßen wir noch in einem super leckeren Restaurant Quinoa Salat, eine griechische Hummus Variation und Kreta-Art Nudeln. Sowas von pappsatt torkelten wir in unser Apartment.

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Am Sonntag war der Himmel etwas zugezogen – also bestes Museumswetter. Ziel war das Akropolis Museum. Dorthin zogen wir über einige Umwege quer durch die Stadt. So sahen wir noch ein paar andere Ecken und Tim war so mutig, eine Orange von einem der vielen Orangenbäume zu versuchen. Nachdem er das Gesicht komplett verzogen hatte, sah ich von einem Versuch meinerseits ab. Das Museum war tatsächlich auch für Kulturbanausen wie mich interessant und wir verbrachten 1-2 Stunden dort. Später ging es dann wieder zurück zum Apartment, denn am Abend ging leider schon wieder unser Flug zurück nach Berlin. Eigentlich wollte ich noch eine Stunde ruhen, da ich wirklich dauerhaft kaputt und nicht ganz auf der Höhe war, aber dann kamen wir an einem sehr tumultigen Karnevalsumzug vorbei und ließen uns eine Weile davon mitreißen. Unser ganzes Viertel brummte und das Leben tobte. Ein toller Abschluss.


Athen – definitiv eine Reise Wert.

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