Bereits im letzten Jahr bin ich zufällig über einen Bericht über den Mammutmarsch gestolpert. In meiner Erinnerung sah ich mich schon damals siegestrunken durch den Zieleinlauf marschieren. Aber ich will ja von vorne beginnen. Was ist denn überhaupt der Mammutmarsch?
Wie der Name schon sagt handelt es sich dabei um etwas Großes. Etwas, das uns vom Elefanten zum Mammut heranwachsen lässt – es handelt sich um einen Marsch über 24 Stunden. Doch geht es nicht einfach nur darum 24 Stunden zu gehen sondern in dieser Zeit auch noch sage und schreibe 100km Strecke zurückzulegen. Nun gut denkt man – ein etwas längerer Spaziergang – und so dachte ich zunächst auch. Ich bin immer schon gerne sehr weit gegangen (jaja der Satz „Nina – du gehst mir zu weit“-ist auch des öfteren mal gefallen 😉 ). Sei es im Urlaub, wo ich gerne mal nonstop von morgens bis abends durch die jeweilige Stadt ziehe – nachts nach einer Party, wenn ich doch keine Lust hatte 27 Minuten auf die Bahn zu warten oder bei meinen bisher noch recht überschaubaren Wanderausflügen. Als Kind einer autolosen Familie wurde ich ja quasi von klein auf an den Mammutmarsch herangeführt. Im vergangenen Jahr war es schon zu spät für eine Anmeldung und danach hörte ich nur eine Geschichte von zwei jungen sportlichen Menschen, die recht schnell wegen ihres falschen Schuhwerks aufgeben mussten.
Zu diesem Zeitpunkt wurde mir wahrscheinlich das erste Mal bewusst, dass es sich bei diesem Marsch vielleicht doch nicht einfach um einen langen Spaziergang handelt. Ein dreiviertel Jahr später schlägt ein gewisser Jemand mir eine facebook- Veranstaltung vor: den Mammutmarsch 2016. Wie im Jahr zuvor war ich direkt gebannt. Ich konnte nicht aufhören daran zu denken, teilzunehmen. Ich durchforstete die Website. Der Veranstalter sagt, dafür braucht man keine besondere Ausdauer – nur einen starken Willen – na top. Außerdem wird einem das Laufen mit mindestens einem Partner ans Herz gelegt, da man – und ja darüber hatte ich tatsächlich auch noch nicht nachgedacht – auch nachts und eben durch den Wald läuft. Ok, das bedeutete für mich: ich muss noch jemand Beklopptes finden, der den Spaß mitmacht. Ich malte mir verschiedene Szenarien aus und es vergingen ein paar weitere Tage, während mir die Mammut-Gedanken im Kopf herumspukten.
Während der Tramfahrt von IKEA zurück zu mir nach Hause fragte ich Conny was sie davon halten würde. Wir erörterten erste Schwierigkeiten und Hürden die bei dem Lauf auftreten würden und sie kam zu dem Schluss, dass sie mir zu Liebe immerhin den Nacht-Teil mitlaufen würde. Ich war dementsprechend immer entschlossener – allerdings beschäftigte ich mich auch eingehender mit der Thematik. Der Lauf beginnt abends um 17 Uhr, das hieße, dass man im Zweifelsfall schon zu Beginn der 24 Stunden recht lange wach ist und das zusätzliche Erschwernis beitragen wird. Immerhin hatte man die Nacht dann zu erst hinter sich gebracht und die schlimmen Schmerzen kämen dann erst bei Anbruch des nächsten Tages dazu. Denn Schmerzen, soweit hatte mich meine Recherche dann schon gebracht, würde ich haben. Die meisten Blogbeiträge die ich las, beschrieben gescheiterte Mammutmärsche, unglaubliche Schmerzen, Erschöpfung und totale Verzweiflung. Nun gut dachte ich, dann ist es wohl doch nicht so machbar, wie ich zunächst dachte.
Bei einer Feier mit Freunden zog ich noch zwei weitere Freunde mit ins Boot, die auch grundsätzlich Interesse bekundeten. Gleichzeitig stellten wir fest, dass man doch vorher einmal üben sollte, um nicht mit großer Klappe voran – nach 25 Kilometern doch aufgeben zu müssen. Leider hatten die beiden dann keine Zeit und ich wagte mich am 27.02. ganz allein zu einem Trainingsmarsch, der netterweise über facebook organisiert wurde. Abends machte ich mir das erste Mal Gedanken über die passende Bekleidung und Verpflegung.
Ich hatte ein Paar Trekking-Schuhe, welche beim letzten Sommer-Wan
derurlaub gute Dienste geleistet hatten (allerdings waren das vielleicht 20km…), Oberteile in Zwiebelschichten, meinen fetten Trekking-Rucksack, weil ich wusste, dass dieser mir keine Rückenschmerzen bereitet, Nüsse, eine Banane, zwei Brötchen, Getränke, eine Regenjacke und eine Power-Bank.
derurlaub gute Dienste geleistet hatten (allerdings waren das vielleicht 20km…), Oberteile in Zwiebelschichten, meinen fetten Trekking-Rucksack, weil ich wusste, dass dieser mir keine Rückenschmerzen bereitet, Nüsse, eine Banane, zwei Brötchen, Getränke, eine Regenjacke und eine Power-Bank.
Leider habe ich schon bei solch Kleinigkeiten wie einem Probemarsch das Problem, dass ich vor lauter wirrer Gedanken im Kopf die Nacht vorher nicht so gut schlafen kann – so war es auch dieses Mal. Dennoch fuhr ich am nächsten Morgen frohen Mutes und leicht aufgeregt (ob ich mich traue mit den anderen Wanderern zu quatschen..?) zum vereinbarten Treffpunkt am S Heiligensee.
Bereits in der Bahn entdeckte man den einen oder die andere, die ganz danach aussahen, als ob sie auch gleich 40km durch Berlins Außenbereich wandern würden. Vor Ort waren wir dann auch wirklich viele ca. 60 fröhliche Wanderer zählte die Veranstalterin später. Mit dabei sogar mein ehemaliger Kunstlehrer aus der Oberstufe. Nach ca 30 Sekunden sprach mich bereits eine junge Frau an, mit der ich die nächsten 2 Stunden fröhlich quatschte – so viel zu meiner Sorge (ich hatte tatsächlich podcasts für 8 Stunden wandern mit im Gepäck-falls keiner mit mir redet). Allgemein war es sehr einfach mit den Menschen um einen herum ins Gespräch zu kommen – so redete ich erst lange übers Online-Dating und die Männer in Berlin, später über einen geplanten Wandertrip durch die USA, eine Medizinstudentin versuchte meinem gestörten Schlafverhalten auf den Grund zu gehen und so weiter und so fort – ich redete bestimmt mit 10 verschiedenen Leuten und die Zeit verging wie im Fluge. Die Strecke war die meiste Zeit ebenerdig und verbarg die ein oder andere kleine landschaftliche oder bauliche Überraschung. Trotzdem alles sehr schnell an mir vorbeizog vergegenwärtigte ich mir stets, dass dies nur ein kleiner Teil des eigentlichen Marsches war. Bereits nach 10 km machten sich meine Ballen bemerkbar und im Laufe der Zeit kamen viele kleine Blasen an den Zehen dazu. Nach der ersten längeren Pause – wo ich noch in den Genuss kam eine richtige Toilette zu benutzen (ein weiterer Angst-Faktorfür mich: am Wegesrand die Blase oder noch mehr zu entleeren)- merkte man bereits, dass Pausen eher kontraproduktiv sind – da die darauffolgenden Minuten doch sehr schmerzgeplagt waren. Daher galt es: einfach weiter durchziehen. Und das klappte auch. Als bei Kilometer 30 die nächste Pause angesagt wurde entschloss ich mich kurzerhand der Gruppe anzuschließen, die weiter durchmarschieren wollte und so kamen wir nach etwas über 8 Stunden glücklich und erschöpft an unserem Ziel – dem Potsdamer Platz an. 40km hatte ich also geschafft, es zeichnete sich allerdings schon stark ab, dass ab sofort jeder weitere Kilometer mit stärkeren Schmerzen verbunden sein würde. Diese Feststellung deckt sich auch mit den zahlreichen Erfahrungsberichten derer, die nach ca. 50km aufgeben mussten.
Mein Fazit nach dem Probemarsch:
- ich muss unbedingt am Mammutmarsch teilnehmen (Anmeldung habe ich am Montag nach dem Marsch erledigt)
- ich brauche neue Schuhe
- ich brauche andere (nicht zwickende) Unterwäsche 😉
- Schmerzmittel werde ich mir wohl auch einpacken
- ich habe zu viele Getränke mitgeschleppt
- ich habe viele tolle Leute kennengelernt und auch 2 Gruppen gefunden, denen ich mich anschließen kann
- ich will noch mehr Probemärsche mitlaufen
Ein Kommentar zu „Mein erster Mammutmarsch Probelauf“