Direkt im Anschluss an mein Austauschjahr vor nunmehr genau 6 Jahren, fuhren ich, sowie 400 andere Austauschschüler, die aus Europa kamen und in Europa ihr Austauschjahr gemacht haben, zum Werbellinsee auf das YES- Young European Seminar. Neben interessanten inhaltlichen AGs, war das YES hauptsächlich eine große Party, man traf alte Bekannte und viele tolle neue Menschen. Besonders interessant war es natürlich auch, Menschen kennenzulernen, die das ganze Spiel von der anderen Seite her gesehen haben, die ein Austauschjahr in Deutschland gemacht haben und aus Polen kamen und und und. Man kann sich kaum die Herrlichkeit der Situation vorstellen, wenn eine Polin in perfektem Sächsisch auf deine Fragen antwortet. Genau auf diesem YES habe ich damals auch
Ondřej kennengelernt. Er kommt aus der Nähe von Prag und hat ein Jahr in der Schweiz verbracht, soweit ich weiß, war er Teil des ersten Jahrgangs von Tschechen, die ein Austauschjahr mit YFU wagten. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und die Abende quatschend verbracht. Seit dem haben wir immer mal wieder Kontakt, eher sporadisch, über facebook. Vor einer Woche kam dann eine Nachricht: Nina, ich fahre mit Freunden nach Berlin, weißt du, wo wir unterkommen könnten? Da ich mittlerweile ja quasi schon geübte Hostelbetreiberin bin, habe ich sie natürlich zu mir eingeladen. So kam es, dass ich gestern nach 6 Jahren
Ondřej wieder zu Gesicht bekam. Er hatte drei Freunde mit im Gepäck und sie planen noch einige Tage weiter mit dem Auto durch Deutschland zu fahren. Sie waren bereits für 19 Uhr mit anderen YFUlern zum Grillen verabredet und so traf ich sie dort. Ein supersympathischer Haufen und eine schöne Kulisse, am Nordhafen. Irgendwie ist es manchmal unglaublich, wie einen dieser Verein zusammenschweißt, man gehört automatisch dazu.
Während wir über die Korruption und das politische und/oder geografische Osteuropa philosophierten, den Einfluss von WMs auf die Entwicklung eines Landes hinterfragten und Trampen in Brasilien als eine Art Suizidversuch deuteten, leerten sich die Weinflaschen und die Sonne ging unter. Da ich am nächsten Tag arbeiten und die anderen vier früh weiter nach Kiel fahren wollten, sind wir dann zu mir aufgebrochen.
Natürlich klappte das mit dem Schlafengehen nicht ganz so schnell, es gab noch eine gemütliche Teezeremonie in unserer Küche, doch irgendwann war es so weit und wir erprobten die maximale Auslastung meines 15m2 großen Zimmers, durch 4 Tschechen plus Isomatten und eine Nina in ihrem Bett. Meine Nacht war kurz, aber die vier schliefen gut, zumindest wachte niemand auf, als mein Wecker um 7:35 Uhr klingelte und ich über Beine, Kissenmeere und Gesichter hinweg meinen Weg zum Zimmerausgang bahnte.
Nun sind die Vier sicherlich schon unterwegs, doch ich hoffe sehr, dass sie auf dem Rückweg nochmal vorbeischauen und, vielleicht steige ich ja mit in das Auto, ein Platz ist noch frei und mache einen kurzen Abstecher nach Prag 🙂