Nun sollte die Reise beginnen. Den PC hatte ich, nur eine Festplatte fehlte noch. Die hatte ich für Lau bei ebay-Kleinanzeigen gefunden. Na wunderbar!! Gleichzeitig hatte ich noch eine für 1,50 € bei ebay bestellt. Man weiß ja nie. Praktischerweise befand sich der Abholort für die Festplatte in der Karl-Marx-Alle nur wenige hundert Meter von meiner Bastellstätte alias meinem 15m2 Zimmerchen entfernt. Ein sehr netter Mann öffnete mir die Tür, ließ mich noch aus 3 Modellen auswählen und ich fuhr glücklich und von der Nettigkeit der Menschen beeindruckt, nach Hause. Und ja, ich muss es zugeben, ich habe mir das Ding angeguckt und ja, ich hatte mittlerweile schon Mal gesehen, wie eine Festplatte so aussieht, doch ist mein Wissen anscheinend noch so zaghaft, dass ich nicht genau nachdachte, ob diese Festplatte vielleicht irgendwie anders aussieht, als die die ich kannte.
Festplatte vs Netzwerkkarte
Als ich am nächsten Tag stolz jemandem mein erworbenes Stück vorführte, schoss er mir sofort entgegen: Das ist doch gar keine Festplatte, das ist eine Netzwerkkarte. Sofort war es auch für mich offensichtlich, klar, ne Festplatte sieht echt ganz anders aus. Ich versank vor lauter Scham fast im Boden. So weit war es dann doch noch nicht mit meinen Nerd-Fähigkeiten. Als ich später die Beschreibung der Kleinanzeigen-Anzeige durchlas wusste ich auch nicht, wie ich jemals auf die Idee kam, es könne sich bei dem Ding um eine Festplatte handeln.
Immerhin war die andere auch schon auf dem Weg.
Mein netter Admin-Kollege hatte mich mittlerweile auch schon etwas dahingehend instruiert, wie meine Rechner-Reise so weitergeht und mir netterweise (dafür habe ich ihm und dem Team Star-Wars-Muffins nach Backmischung gebacken) einen alten Monitor mitgebracht.
Zwei Tage später kam dann auch die Festplatte an und ja, ich bin mir ganz sicher, dass es wirklich eine war. Ich baute diese sofort ein, packte die Debian-CD ins CD-Rom-Laufwerk und begann zu booten, doch keine Festplatte wurde erkannt. Dieser Erkenntnisweg ist jetzt hier auch wesentlich schneller beschrieben, als er tatsächlich ablief… Super. Der Admin bot mir am nächsten Tag an, dass wir die Festplatte ja mal auf der Arbeit auf ihre Funktionalität hin überprüfen könnten. Mit dem Ergebnis, dass ich immerhin in der Lage war, diese richtig anzuschließen, die Festplatte allerdings zu rein gar nichts mehr taugte. Noch ein Tag sollte folgen, bis der Admin seine Torx (spezielle Schraubendreher mit lustigen Sternchen) mitbrachte, um eine andere Festplatte aus ihrem Gehäuse zu entfernen und mir zu überlassen.
Endlich war es soweit. Ich konnte die funktionierende Festplatte einbauen und wieder: Booten, erst die CD ausführen lassen, dann die Installation. Anscheinend hat auch das CD-ROM-Laufwerk so seine Macken denn erst beim zehnten Mal Starten wurde die Installation beinahe vollständig durchlaufen, ohne dass irgendwo ein Fehler auftrat. An einer Stelle hakte es, aber die übersprang ich einfach Mal testweise. Als der PC dann erneut startete, hatte es zwar irgendwie funktioniert, allerdings öffnete sich nicht der gewünschte xfce-Desktop, sondern lediglich das tty1 Terminal. Ich WILL aber bunt! Neuer Tag, neues Admin-Notfallgespräch. Gegen Feierabend schickte er mir den erlösenden Link zu und erklärte mir Schritt für Schritt, wie ich meine Probleme beseitigen könne. Wenn das immer so einfach wäre.
Die CD-ROM Zeilen auskommentieren, speichern, und dann über das Netzwerk den xfce-Desktop installieren (mit $ aptitude install task xfce-Desktop). Tada es war geschafft. Eine bunte Linux-Welt erblickte das Licht meines spärlich beleuchteten Zimmerchens. Achja, aber die Maus geht seit dem nicht mehr… Auch dieses Problem wird eine Lösung finden, zumal ich eine Maus mit PS2 Anschluss brauche (nicht USB) und die sicherlich überall unbenutzt in Kellern und Abstellkammern lagern.
Trotzdem, mit insgesamt 1,50 € (die im Endeffekt ja auch unnötig investiert waren), etwas Geduld bei der Suche nach Teilen im Internet, viel Glück und netten Gönnern mit überflüssigen Hardware-Teilen zu Hause, sowie netten Beratern und Hilfeleistern, habe ich jetzt einen brauchbaren PC zu Hause stehen, außerdem einen Grund, so viele Shortcuts zu lernen, dass ich keine Maus benötige und ich bin mir ganz sicher, dass ich nie wieder Festplatte mit Netzwerkkarte verwechsle, genausowenig, wie ich nie wieder nicht wissen werde wie Gas riecht.. aber das ist eine andere (bzw. alte) Geschichte.
Noch ein Tipp zum Schluss: Tippt das niemals in eine Shell!