Wandern

Kein Marsch wie der Andere

Schonmal vorweg – so einen 100km Marsch zu bestreiten, ist so ziemlich das tollste und zugleich dümmste, was ich mir für mich vorstellen kann und was ich je gemacht habe – und es wird wohl nicht der letzte gewesen sein.

HIER DAS VORGEPLÄNKEL – WER DAS ÜBERSPRINGEN WILL EINFACH BEIM NÄCHSTEN GROßGEDRUCKTEN WEITERLESEN!!
Nachdem ich vor dem Mammutmarsch fleißig war und alle 2 Wochen den Trainingswanderungen beigewohnt habe, fühlte ich mich vor dem Ostseeweg recht schlecht vorbereitet. Lediglich 1,5 Trainingswanderungen habe ich absolviert, bevor es losging. Dafür habe ich zeitgleich etliche Lauf-Kilometer zurückgelegt und war konditionell super in Schuss. Die letzte Trainingswanderung hatte mich mehr als pessimistisch gestimmt – wir wanderten 60km und die letzten 10 waren schon eine ziemliche Qual. Nichts auf der Welt hätte mich zu 40 weiteren Kilometern bewegen können. Ansonsten standen die Bedingungen jedoch ganz gut. Ich hatte meine Knieprobleme beim Laufen halbwegs im Griff und bestritt noch genau 1 Woche vor dem Marsch einen 10km Lauf bei 32 Grad in der Mittagshitze.

In der Woche vor dem Ostseeweg hielt ich mich dann aber an das oberste Gebot: Schonen vor der großen Anstrengung. Ich ging lediglich einmal 5km Joggen und ansonsten versuchte ich mich so wenig wie möglich zu bewegen und so viele Kohlenhydrate zu essen, wie möglich (endlich mal ein Trainingsteil, der richtig leicht fiel). Kuchen in Massen und Nudeln zum Abendbrot. Einzig und allein ausreichend Schlafen fiel mir bereits in den Tagen vor dem Ostseeweg sehr schwer. Meinen Rucksack packte ich dann am Donnerstagabend. Ich hatte mir fest vorgenommen, dieses Mal nicht so viel unnützes Gepäck in Form von Nahrung mit mir herumzuschleppen, aber irgendwie überkam mich der Kaufrausch und so sollte so einiges mit mir wandern. Ein Glück wurde mir später wieder von Carola ins Gedächtnis gerufen, dass es ja einen Gepäcktransport gebe. Ansonsten wäre ich wieder mit 9kg Gepäck gestartet.

Des Weiteren hatte ich mir vorgenommen, für den Fall der Fälle zur Abwechslung mal selbst die Streckenbeschreibung mit dabei zu haben und mich nicht komplett auf andere zu verlassen. Hätte ich gewusst, wie toll die Strecke markiert sein würde, hätte ich mir das allerdings sparen können. Außerdem richtete ich wieder eine WhatsApp-Gruppe mit Familie, Bekannten und Freunden ein, da ich bereits beim Mammutmarsch bemerkt hatte, wie sehr mich das zum einen ablenkt und zum anderen motiviert. Ich bin so dankbar für die tolle Unterstützung, die tatsächlich beinahe die ganze Nacht hindurch bei mir ankam. Nebenbei versuchte ich noch so gut es ging, zu lernen, wie ich eine Snapchat-Story erstelle, sodass auch meine Arbeitskollegen meinen Fortschritt beobachten konnten.

Da mein Vater in Mecklenburg Vorpommern wohnt, hatte ich beschlossen, bereits am Freitag anzureisen, damit ich am Samstag dann so ausgeschlafen wie nur möglich an den Start gehen könnte. Gegen 21 Uhr erreichte ich Schwerin, wo ich schon von Papa und Freundin Martina begrüßt wurde. Bei Subway verdrückte ich dann noch einen ganzen Sub – alles natürlich nur aus Vorbereitungsgründen 😉 und dann fuhren wir schnell gen Schlafstätte. Alles war bereits bestens für mich eingerichtet: Energy-Drinks für den nächsten Tag standen bereit und das Bett war fertig bezogen. Natürlich wälzte ich mich dennoch die halbe Nacht vor Aufregung hin und her – trotz Baldrian-Tabletten und der schlechten Nächte zuvor. Um 6:30 Uhr war es so weit – ich konnte endgültig nicht mehr schlafen – also zog ich mich langsam an und bereitete mich mental auf die kommenden Strapazen vor, indem ich bei facebook surfte…

Am Frühstückstisch bekam ich ein Brötchen herunter und musste meinen Vater leider enttäuschen, der mir gerne drei Gläser selbstgemachter Marmelade mitgeben wollte. Kurz hatte ich überlegt, aus Spaß ein Glas über die 100km mitzutransportieren, entschied mich jedoch schlussendlich dagegen. Eigentlich hatten wir genug Zeit, dennoch wurde ich plötzlich sehr hibbelig, und ich drängte alle, jetzt schnell ins Auto zu springen und nach Rostock zu fahren.

HIER GEHT DER MARSCHTEIL LOS 😀

Dort angekommen waren die meisten mir bekannten Mitstreiter bereits vor Ort, ich gab schnell mein Zeug für den Gepäcktransport ab und begrüßte freudig die Berliner Truppe. Irgendwie witzig, dass so viele von uns sich in Rostock trafen und schön, so viele vertraute Gesichter dabei zu haben. Die Zeit bis zum Start verging schnell, insbesondere aufgrund der Hoola-Hoop-Vorstellung, welcher alle gebannt zusahen.

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Anmeldung
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Die Earn-Your-Bacons versammelt

 

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Im Vorhinein hatte ich mein ganzes Umfeld damit genervt, wie sehr ich Angst hatte, plötzlich in der Nacht alleine wandern zu müssen und daher fragte ich bereits im Vorfeld Melissa, ob ich mich eventuell ihrer Gruppe anschließen dürfte. Das ging klar, also zog ich frohen Mutes mit ihr und ein paar Anderen zusammen los. Ich merkte allerdings wieder mal, dass ich nicht gut aufgepasst hatte und war verwundert, wo denn endlich die Ostsee sei – man teilte mir mit, dass diese erst nach über 20km auftauchen würde… Unser Anfangstempo fand ich etwas schnell, passte mich allerdings zunächst eher an. Ich merkte jedoch, dass es einen Tick über meiner Wohlfühlgeschwindigkeit lag. Wir liefen aus Rostock heraus und hatten noch einmal einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Gleichzeitig war ich etwas von der Schnelligkeit der meisten Anderen verwirrt, wir befanden uns recht schnell am hinteren Ende und sahen beim Einlaufen zum 1. Verpflegungspunkt bereits viele, die weiterzogen, bzw. den 1. Punkt gänzlich ausließen. Ich versuchte mich nicht so sehr davon verunsichern zu lassen.

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Immer Richtung Warnemünde

Mir ging es noch gut, das Wetter war blendend und wir alle motiviert. Der nächste Anhaltspunkt war die Fährüberfahrt nach Warnemünde. Das Ticket wurde von den Veranstaltern im Vorhinein durch die Verpflegungsbeutel an uns verteilt, sodass wir dort angekommen direkt aufspringen konnten. Auch hätte ich vor der Fährfahrt das erste Mal auf meinen Verpflegungsbeutel zugreifen können, entschied mich jedoch dagegen, da ich noch genug dabei hatte und das zusätzliche Gewicht nicht tragen wollte. Die Fahrt wollte ich zum Essen und Handy an die Powerbank schließen nutzen, ich hatte nicht im Kopf, dass so eine 300m Fährfahrt nicht gerade sehr lange dauert. Schnell zog ich alles wieder über und schon waren wir in Warnemünde. Der Ort war wie gewohnt von Touristen und Einheimischen befüllt und so schlichen wir fast unbemerkt durch die Mengen. Nach einem Softeis für einige unserer Gruppe (NEIN ich nicht) zogen wir einmal am Hafen entlang und posierten vor dem Leuchtturm für ein schnelles Gruppenbild.

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Die nächsten Kilometer liefen wir dann endlich immer in Ostseenähe – einen wunderschönen Wanderweg entlang, den ich gerne noch einmal mit weniger Eile passieren würde. Ich war noch voller Energie und sprintete immer mal wieder ein wenig voraus, um ein Foto schießen zu können, ohne, dass jemand auf mich warten musste. Ich quatschte eine gute Zeit lang mit Heike, mit der ich schon so einige Trainingswanderungskilometer zurückgelegt hatte und immer sehr gerne Zeit verbrachte. Wir beide waren ehrfürchtig vor der noch zurückzulegenden Distanz und noch nicht ganz schlüssig, wie weit wir es wohl schaffen würden. Gegen 18:15 erreichten wir nach nunmehr 6 Stunden den 2. Verpflegungspunkt.

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Da war es noch Spaß 😀
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Die Aussicht ist die Strapazen Wert
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Noch guter Dinge

Mir ging es noch gut, die Füße taten erst ein wenig weh und ich war noch in der Lage für ein Gruppenfoto die Treppen zum Strand herab und später auch wieder heraufzulaufen. An dieser Stelle muss ich echt die tollen Helfer erwähnen – super liebevoll versorgten sie uns mit allem, was wir brauchten. An den Toiletten musste ich nicht anstehen und alles war einfach top! Ich wollte gerne recht schnell weiter, die Gruppe war sich da aber noch uneins, Einige waren schon startbereit, die Anderen hatten sich gerade Essen geholt und waren noch in Verweil-Laune.

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Diese Pfeile wiesen uns bei Tag und Nacht den Weg

Also spaltete sich unsere Gruppe etwas auf und wir zogen glaube ich zu fünft weiter. Nun wurde es auch dunkel, lediglich der recht volle Mond und das Wellenrauschen begleiteten uns. Zwischendurch unterhielt ich mich länger mit Andre, der über die Bundeswehr erzählte und ich konnte feststellen, dass die Zeit besonders schnell vergeht, wenn ich über Themen sprach, die mich aufregen und hielt es mir für später offen, noch eine Emanzipationsdebatte zu beginnen.

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Bei km 40 zweifelt man da noch ein wenig

So langsam begann für mich der harte Teil so eines 100km Marsches: die Kilometer zogen sich und ich sehnte mich nur noch nach dem nächsten Verpflegungspunkt. Ich stellte mir vor, wie es wäre, die Beine hochzulegen – vielleicht ein warmes Getränk in der Hand. Wir wurden immer stiller und jeder begann so ein wenig mehr für sich zu kämpfen. Irgendwann schrieb mir Basti, mit dem ich zusammen den Mammutmarsch gefinished hatte: „Hey Nina wie läuft es, ihr müsstet jetzt gerade die 50km geknackt haben“ – ich schaute auf meine App: 41,2 – ich musste kurz lachen vor Verzweiflung – Basti versuchte die Situation zu retten und ich freute mich natürlich dennoch über seine netten Worte. Und ja ca. 2 Stunden später waren sie dann tatsächlich erreicht – 50km – Halbzeit!

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Strandkörbe in Kühlungsborn

Ich hatte mich nicht so im Detail über die Verpflegungspunkte informiert und jemand wusste, dass der nächste bei km 51 liegen sollte. Also war es nicht mehr weit. Wir liefen. Und liefen. Kilometer 51 kam – und ging. Langsam wunderten wir uns, ich zückte meine Karte und versuchte zu ermitteln, ob wir etwas übersehen hatten, nein, irgendwo noch ein ganzes Stück weiter war so eine Einbuchtung – die könnte es sein. Tatsächlich fanden wir später heraus, dass die Station an km 53 angegeben und auch aufgebaut war – naja immerhin hatten wir so weitere 2km bereits hinter uns gebracht. Mittlerweile war es 22:45 und die Pause war bitter nötig. Wir ließen uns alle auf die Bänke fallen – von normalem Hinsetzen konnte nicht mehr die Rede sein. Die Station war top – mit richtigen Toiletten, einem Wärmezelt und Brühe. Wir saßen allerdings draußen und nach einer halben Stunde begann ich stark zu frieren. Meine ursprüngliche Gruppe wollte und wollte sich noch nicht aufraffen und ich überlegte, was ich tun sollte. Ich wollte einfach weiter – mittlerweile waren es sicher 40-50 Minuten und ich zitterte am ganzen Körper. Ich entschloss mich mit der nächsten aufbrechenden Gruppe weiterzuziehen. Diese spaltete sich recht schnell auf, so dass ich nur noch mit Melissas Kumpel weiterzog. Anfangs war es wirklich wieder ganz gut und dann kam die Stille und dann kam der erste Berg. Auf diesem Berg stand ein Leuchtturm – ich fand es wunderschön, beim bergab gehen meldete sich allerdings mein geheilt geglaubtes Knie.

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Ein leuchtender Leuchtturm

Es schmerzte sehr, aber meine Erfahrungswerte bewahrheiteten sich, dass es auf ebener Fläche und bergauf keine Probleme machte. Wir griffen eine weitere Wanderin auf, das lenkte wieder eine Weile lang ab. Okay – eine kurze Weile. Die beiden quatschten und wurden schneller und ich entschloss mich, nicht mit dem Tempo Schritt zu halten, sondern meine Podcasts anzuhören und mein Durchhaltetempo einzulegen. Vorher hatte ich es schon mit dem Game of Thrones Hörbuch versucht, da bin ich aber so gar nicht reingekommen. Nun hörte ich also Talksendungen zu den Themen „Eifersucht“, „Burkaverbot“ und „das Buch der tausend Fragen“ an. Das war schon viel besser und hielt den Kopf zumindest ein wenig auf Trab. Und nicht nur den, worauf ich gar nicht vorbereitet war, waren die stundenlangen Auf- und Abstiege die folgten. Niemand kann doch im Flachland Mecklenburg Vorpommern mit solchen Bergen – ja fast Gebirgen rechnen!

Okay, vielleicht die, die die Karten eingehender studiert hatten… Egal wie – plötzlich fand ich mich genau in der Situation wieder, vor der ich mich so lange gefürchtet hatte: Nachts – allein – im Wald. Dazu kamen Berge, Sand und Geröll. Das alles war mir komplett egal – zum einen sah ich ja immer wieder Stirnlampen-Lichter vor mir und ich konnte sowieso an kein Wildschwein mehr denken – wäre es gekommen – es hätte mich einfach mitnehmen dürfen. Erstaunlicherweise lagen mir die Aufstiege. Ich schwitzte zwar wie Sonstewas, holte aber immer wieder einige Wanderer auf dem Weg nach oben ein. Bergab war dann schon eine andere Geschichte. Mein Knie wollte wirklich gar nicht mehr. Irgendwie humpelte ich dennoch weiter. Die Jungs (ehemalig bekannt als Reisegruppe Sachsen), die vorher an mir vorbeigezogen waren, hatten zwischendrin anscheinend Pause gemacht, sodass sie mich nun wieder einholten. Genau rechtzeitig, denn ich fragte mich schon wieder verzweifelt, wo denn der nächste (und letzte) Verpflegungspunkt blieb. Ich wurde aufgeklärt, anscheinend war meine Kilometerzahl nicht mehr ganz korrekt – ich hatte bereits 2km zu viel auf dem Tacho.

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Irgendwann erreichten wir ihn dennoch – den 4. Verpflegungspunkt. Zwei Bänke, ein kleiner Versorgungsstand und leider keine Toilette – nun gut, ich wollte sowieso nur noch zum Ziel. Oh man – 24 km waren noch übrig – noch ein ganzes Viertel. Ich wollte nicht lange bleiben, damit ich nicht wieder so stark fror. Also sagte ich den Jungs ich gehe schon los, sie würden mich dann ja einholen. Nach einem halbwegs okayen Kilometer wurde es dann doch recht schlecht um meine Motivation – ich dachte mir also: Zwischenziele setzen – 15km vor dem Ziel würde ich mir eine Pause erlauben. Selbst dieses Zwischenziel schien mir utopisch – ich lief erst durch einen kleinen Ort und dann wieder durch einen Wald – bergauf und bergab natürlich. Kurz bevor ich die selbstgesetzte Zwischenetappe erreichte – wurde es hell – und mit der Helligkeit kam eine Mini-Euphorie – es ging wieder halbwegs – das Ziel war schon vor Augen und ich konnte endlich wieder sehen, was um mich herum passierte. 2016-09-18-07-22-36-1Die Anspannung, die Dunkelheit und die schwierige Strecke, die insbesondere durch mein Knie höchste Konzentration verlangte, fiel etwas von mir ab. Ich teilte meinen Verfolgern mit, dass ich doch keine Pause machen würde, weil es gerade ganz gut ging. Ich lief noch weitere 2-3km, bis ich dann doch pausierte und auf die Zwei wartete. Dabei hatte ich den perfekten Rastplatz mit perfektem Begleiter gefunden.

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Hätte ich am liebsten mitgenommen

Außerdem gesellten sich noch 2-3 weitere Marschierende zu uns. Dies sollte dann wohl unsere finale Truppe sein. Noch 13km lagen vor uns. Hörte sich gut an – war aber scheiße. Wer glaubt, dass man sich bei nur noch 13/100km motivieren kann, der ist noch keine 100km gewandert (so zumindest meine Wahrnehmung).2016-09-18-06-34-07 Alles zog sich und zog sich. Immer wieder sprach jemand vom Aufgeben. Nein, nein sagte ich, das ist keine Option. Ich hatte noch einen kurzen hysterischen Lachanfall, als wir 9km vorm Ziel auf einen Flixbus stießen. Ich stellte mir vor, es wäre mein Flixbus, den ich einige Stunden später nehmen wollte und wie es wäre, mich einfach hineinzusetzen und zu warten. Ich konnte kaum mehr einen klaren Satz herausbringen. Dennoch versuchte ich mir das Kennzeichen zu merken (und diktierte es auch meinem Motivationsanrufer), damit ich später abgleichen konnte, ob es wirklich mein Bus war (habe ich natürlich vergessen).

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So weit kann es nicht mehr sein? Oder..?

Die Kilometer zogen sich – nie wieder will ich so einen Scheiß mitmachen – schwor ich mir, wie kann man nur so bescheuert sein(…) Irgendwann erreichten wir immerhin das Ortseingangsschild von Rostock – weit konnte es nicht mehr sein – so ein Quatsch. Es brauchte gefühlt einen weiteren Mammutmarsch um endlich die Zielgerade zu erreichen.

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Zielgerade

Ca. 2km vor dieser holten uns doch tatsächlich Andre und Heike ein – ich freute mich so riesig, dass die Zwei so weit gekommen waren! Und sie zogen sogar noch an uns vorbei – woher nahmen die nur ihre Energie? Wir liefen und liefen – die Ampelfarbe war uns dabei gänzlich egal – wer anhält – geht nicht mehr weiter. Dann endlich, endlich sehen wir die Haedgehalbinsel – den Ort, den wir 21 Stunden zuvor freudig motiviert verlassen hatten. Die letzten 200 Meter war kurzzeitig alles wieder vergessen, alle lächelten und schafften es sogar noch ins Ziel zu rennen. Was für ein Moment. 2016-09-18-09-49-10Wir durften uns sofort unsere Teilnehmerurkunden abholen und stellten erstaunt fest, dass wir unter den ersten 40 Finishern waren – der Wahnsinn, erst Recht, wenn man es gar nicht darauf anlegt. Danach konnten wir uns endlich einfach fallen lassen.

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So glücklich

Es war geschafft. André besorgte Sekt und wir ließen uns von einigen Umstehenden berichten, was schon so passiert ist. Besonders toll war es, ca. 1 Stunde später auch noch Melissa und Karsten beim Zieleinlauf zusehen zu können – auch die beiden hatten sich so super durchgebissen!

Die Busfahrt nach Hause, das Warten in der Kälte – das alles beschreibe ich jetzt lieber nicht im Detail – das war noch eine echte Anstrengung. Um 19 Uhr fiel ich ins Schlaf-Koma – um 3:30 erwachte ich einmal für eine Stunde, aß mein noch vorher bestelltes Lieferdienstessen zu Ende und schlief dann nochmals bis 7 Uhr.

Der Tag danach

Das Aufstehen ging schon wieder ganz gut. Meine Oma war so lieb, mich zur Arbeit zu fahren und so schaffte ich es pünktlich um 8:20 auf der Arbeit zu sein. Es gab wieder Kuchen und Kohlenhydrate und die Gedanken kreisten um den nächsten 100km Marsch…

Ein Wahnsinns-Erlebnis war dieser Ostseeweg – ich glaube ich habe es noch nicht richtig verarbeitet – und ich hoffe, ich werde lange davon zehren. Allein die unglaubliche Unterstützung von Freunden und Familie, die an mich geglaubt haben – ist mir diese Veranstaltung schon Wert. Die tollen Menschen, die man sonst nie kennengelernt hätte, die Natur, die man mit all ihren Seiten erlebt, den eigenen Körper, den man sicher nie so intensiv spürt, wie bei einer solchen Überanstrengung. Ich bin so glücklich und dankbar, nun auf diese Verrücktheit als einen Bestandteil meines Lebens zurückblicken zu können und wer weiß, was da noch so alles kommt.

 

 

 

8 Antworten auf „Kein Marsch wie der Andere

  1. Alle Achtung und herzlichen Glückwunsch! Eine großartige Leistung. Ich war auch mit von der Partie, musste aber in Kühlungsborn aussteigen; die Füße wollten nicht mehr. Vielleicht versuche ich es nächstes Jahr nochmal.
    p.s.: Schöner Blog übrigens!

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  2. Ein sehr schöner Bericht. Da ich auch mitgegangen bin, konnte ich alles gut nacherleben. Auch ich habe mich mehr ins Ziel geschleppt als gegangen. Es haben sich viele Enthusiasten in Rostock eingefunden und (sicher) wirklich tolle Leute, die sich so einer Herausforderung stellen. Leider konnte man nur wenige von ihnen kennenlernen, daher sind solche Berichte wie Deiner wirklich toll, um im Nachhinein verschiedene Erlebniswelten zusammenzubringen. Ich freue mich jetzt schon auf „Dein Ostseeweg 2017 – 100 km – zu Fuß“ vielleicht bis dahin – Uwe Rauchstein

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  3. Schöner und gut zu lesender Bericht 🙂
    Ich finde es toll, dass du vor allem diese leere im Kopf (ich fühle mich immer ein wenig als wäre es „Langeweile“) gut beschreiben kannst. Das war auch mein größtes Problem bei meinen beiden 100ern 😉
    Alles gute für die nächsten Märsche!!!

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